17.10.2016 18:44 Uhr
Die Frau an seiner Seite
Eichstätt (buk) Während Oskar Schindler durch Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" posthum zu höchstem Ansehen kam, steht dessen Witwe Emilie bis heute in seinem Schatten. Das soll sich ändern, und einen kleinen Beitrag dazu will das "P-Seminar Geschichte" des Gabrieli-Gymnasiums leisten: Mit ihrer Geschichtslehrerin Nicole Christoph planen die zehn Mitglieder dieses Seminars der Q11, sieben Schülerinnen und drei Schüler, eine Ausstellung über das Ehepaar Schindler.
Erika Rosenberg-Band (mittlere Reihe, 7. von links) und ihr Mann José (3. von links) übergaben an die Schülerinnen und Schüler des P-Seminars Geschichte Materialien; Anerkennung für das Vorhaben der Schüler und ihrer Lehrerin Nicole Christoph (sitzend links) gab es von Schulleiter Adalhard Biederer (stehend links, neben José Band). - Foto: Buckl
Das Material dazu haben sie soeben von Erika Rosenberg-Band erhalten, der Nachlassverwalterin von Emilie Schindler.
"Konzeption und Durchführung einer Ausstellung über Oskar und Emilie Schindler" lautet das Thema dieses Seminars, das eine Vorgeschichte hat. Denn vor einem Jahr war die 1951 in Buenos Aires geborene Biografin, Journalistin, Schriftstellerin und Dolmetscherin Erika Rosenberg-Band am GG zu Gast, um vor rund 140 Schülerinnen und Schülern der damaligen 10. Jahrgangsstufe einen faszinierenden Vortrag zu halten: Als "eine Zeitzeugin der zweiten Generation" erzählte sie von ihrer engen Freundschaft mit Emilie Schindler und von einer Begegnung mit Regisseur Steven Spielberg ("Schindlers Liste"). Schon diese Veranstaltung war von Geschichtslehrerin Nicole Christoph organisiert worden, die auf die interessante Zeitzeugin aufmerksam geworden war.
Erika Rosenberg-Band wurde als Tochter jüdischer Eltern (der Vater war Jurist, die Mutter Ärztin) in Argentinien geboren, wohin ihre Eltern 1936 geflohen waren. Sie arbeitete für das Goethe-Institut und schrieb mehrere Monografien. Im Jahr 1990 stieß sie im Rahmen von Recherchen über in Argentinien eingewanderte Juden auf Oskar Schindlers Witwe Emilie und wurde ihre engste Freundin. Bald stellte sie sich die Aufgabe, "das Bild über Schindler und seine Frau zurechtzurücken, das der Film ,Schindlers Liste' entwarf". Denn Spielberg billigte Emilie nur eine Nebenrolle zu, wie Rosenberg-Band bedauert. Tatsächlich aber hatte nicht nur Oskar als Rüstungsfabrikant, sondern auch seine Frau Emilie etliche Juden in Krakau vor dem Holocaust bewahrt. Diese Einsicht hatte sie aus Erzählungen der Witwe gewonnen, die in Argentinien lebte, ihren Lebensabend aber in Bayern verbringen wollte, wo ihr Rosenberg-Band eine Wohnung verschafft hatte. Doch wenige Monate nach ihrer Übersiedelung starb sie im Oktober 2001; ihr Grab befindet sich im bayerischen Waldkraiburg. Rosenberg-Band hatte sie zu ihrer Erbin und Verwalterin ihres Nachlasses bestimmt.
Zahlreiche Dokumente dieses Nachlasses, Bilder aus dem Familienalbum der Schindlers, Texte aus ihrer Biografie über Emilie, vor allem aber eine Kopie der originalen "Liste", übergab Rosenberg-Band nun im Beisein von Schulleiter Adalhard Biederer den Schülern des P-Seminars, die daraus ihre Ausstellung konzipieren wollen. Die Motivation dafür, sich für dieses Seminar zu melden, brachte eine Schülerin, fasziniert vom Rosenberg-Vortrag, auf den Punkt: "Weil man da in die Tiefe arbeiten kann!" Für die Bereitstellung des Materials dankte Schulleiter Adalhard Biederer der Biografin ebenso wie für ihre Bereitschaft, den Schülern bei Fragen und Problemen Unterstützung zu gewähren. Es sei "sehr anerkennenswert, dass die Schüler des P-Seminars und ihre Lehrerin Nicole Christoph sich an diesen dunklen Teil unserer deutschen Geschichte heranwagen", betonte Biederer.
Das P-Seminar macht sich nun Gedanken über methodisches Vorgehen und den Zeitplan der Ausstellung, die in einem Jahr am Gabrieli-Gymnasium zu sehen sein soll. "Und vielleicht wird das ja zu einer Wanderausstellung, die auch an andere Schulen gehen kann", sagte eine Seminarteilnehmerin.
Von Walter Buckl
Eichstätt: P-Seminar des Gabrieli-Gymnasiums plant eine Ausstellung über Emilie und Oskar Schindler - Lesen Sie mehr auf:
http://www.donaukurier.de/lokales/eichstaett/Eichstaett-Die-Frau-an-seiner-Seite;art575,3279268#plx927872107