Es war eine lange Bahnfahrt und mit vielen Telefonaten, E-Mails, Organisationen, Zufriedenheiten und Ärgern. Mir kommt es vor, dass ich ein bewegliches Büro im Zug immer wieder betätige.
Ich hatte die starke Absicht die Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung wegen der Diffamierung auf Seite 3 anzurufen und das habe ich auch gemacht. Nachdem ich ein paar mal mit einer anderen Redaktion verbunden wurde, landete ich bei der richtigen, aber derzeit war die Leitung besetzt. Eine nette Sekretärin würde meine Handynummer weiter leiten, damit die Zuständigen mich anrufen würden.
. . . Und so war es. Nach etwa 1 Stunde rief mich eine Dame, die stellvertretende Chefredakteurin der berühmten Seite Drei an. Ich erkläre ihr, worum es ging, und wie der Korrespondent für Lateinamerika in seinem Beitrag mich alS unmögliche Person präsentierte und sogar Angaben erfunden, die weit weg von der Realität sind. Sie fand den Artikel gut, sagte sie, worauf ich erwiderte, ich sei ein würdiger und ehrlicher Mensch und fühle mich völlig in dem Beitrag verleumdet. Ich bat um den Tonband mit dem Interview, den der Journalist an dem Tag aufgenommen hat, aber sie sagte, sie hätte keine Zeit, um sich ihn anzuhören. Ich bat sie dann um mir die Gelegenheit zu geben einen Leserbrief in dem Blatt zu veröffentlichen und die Richtstellung zu machen. Damit war sie auch nicht einverstanden. Ich bat sie mich in den nächsten Tagen in der Redaktion zu empfangen. Sie fragte mich sofort, ob ich mit meinem Anwalt käme: Nein, mit welchem Anwalt, wir sind, erwiderte ich, zivilisierte Menschen und können friedlich darüber reden. Dann sagte sie, das wäre gut, sie würde dann den Anwalt von der Zeitung abbestellen. Mir scheint, Menschen können schon gar nicht friedlich miteinander reden ohne die Anwesenheit eines Anwalts. Zu diesem Punkt sind wir in dieser Gesellschaft sogar angelangt! Wir machten endlich einen Termin aus.
Als wir im Regio von Mannheim nach Göppingen saßen ging mein Handy, es war der Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, der nun mit mir reden wollte und fragte, was hätte er mir angetan. Der Artikel sei gut und nicht tendenziös geschrieben. . . und, und versuchte mit Engelszungen die ganze heikle Angelegenheit zu besänftigen. Er stotterte die ganze Zeit. Es war mir sehr unangenehm. Ich fragte ihn, warum er nicht zu aller nächst mit sich selbst und dann seinem Beruf loyal gewesen war und nicht die Fakten in objektiver Form geschildert hätte. Er versuchte mich zu überreden, dass der Artikel an sich nichts Schlimmes hat. . . . Unser Ausstieg näherte und ich bat ihn in der Redaktion bei meinem Treffen mit der Chefredakteurin wieder anzurufen. Dann würden wir die Situation klären und ob er es macht oder nicht steht schon gar nicht mehr unter meiner Kontrolle. Er und die Zeitung müssen sich zurechtfertigen und ich verlange eine Richtigstellung, ohne Anwalt, ohne Dritte nur die Zeitung und ich wie zivilisierte Menschen.
Am Abend fand die Veranstaltung statt. Es war ein sehr netter Kreis, der sehr interessiert war. Vielen Dank Herr Freitag für Ihre Mühe, für das schöne Hotel! Heute geht es weiter nach Tübingen und Rottenburg. Immer auf der Achse, hoffentlich mit einer ruhigeren Bahnfahrt.
Aus dem Tagebuch einer Autorin, die diesmal mit unangenehmen und nicht loyalen Journalisten stark gestolpert ist.