Freitag, 24. April 2015

“Ich gebe nicht auf”

 BAD KÖNIGSHOFEN
„Ich gebe nicht auf“

Erika Rosenberg berichtet bei einem Gespräch im Mehrgenerationenhaus über ihren Kampf um „Schindlers Liste“

  • Foto: Hanns Friedrich

    Interessiert: Im Garten des Hauses St. Michael wirft Erika Rosenberg einen Blick in die Main-Post vom Samstag. Dort wird über sie und „Schindlers Liste“ berichtet.

Foto: Hanns Friedrich

Interessiert: Im Garten des Hauses St. Michael wirft Erika Rosenberg einen Blick in die Main-Post vom Samstag. Dort wird über sie und „Schindlers Liste“ berichtet.

Mit Erika Rosenberg hatte das Familienbildungs- und Mehrgenerationenhaus Bad Königshofen eine europaweit bekannte Autorin zu Gast.

Bei einem unterhaltsamen Abend gab sie Einblicke in ihr Buch „Als ich mit dem Papst U-Bahn fuhr“. Doch zuvor nahm sie sich Zeit, um mit dieser Zeitung zum Thema „Schindlers Liste“ zu sprechen. Sie gab Antworten auf Fragen, die sich auf einen Bericht in der Main-Post vom vergangenen Samstag bezogen: „Schindlers Liste vor Gericht“ (Seite 2).

„Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es doch noch Gerechtigkeit in der Welt gibt“, sagt Rosenberg. Dabei bezieht sie sich auf eine gerichtliche Klage, die nun zugelassen ist und bei der es der Schriftstellerin darum geht, Einblicke in die Dokumente zu erhalten, die in Yad Vashem in Jerusalem aufbewahrt werden. Es sind Dokumente zu Schindlers Liste, aber auch andere Unterlagen, sagt sie. Kurz erzählt sie, dass sie 1999 auf der Buchmesse in Frankfurt erfuhr, dass in einer Dachwohnung ein Koffer mit 3600 Dokumenten von Oskar Schindler entdeckt worden ist. Der Koffer war zu diesem Zeitpunkt bei der Stuttgarter Zeitung. Sofort nahm Erika Rosenberg Kontakt mit der Redaktion auf und wollte den Koffer aus der Redaktion abholen. Anwalt und Polizei seien dabei gewesen. „Doch da war der Koffer bereits in Richtung Israel unterwegs.“

Emilie Schindler klagte damals auf Schadenersatz und bekam 25 000 Mark. Als Emilie Schindler im Jahr 2001 starb, ging das Erbe auf Erika Rosenberg über. Sie hat damit ein Anrecht darauf, die 3600 Dokumente im Original zu besitzen. Aber das will sie gar nicht: „Ich möchte sie nur einmal sehen und dann entscheiden, was damit geschieht.“ Unter den Dokumenten befindet sich die weltberühmte „Liste“ mit den Namen von rund 1100 Juden, die das Ehepaar Oskar und Emilie Schindler gerettet hat.

Für sie stellt sich nach wie vor die Frage, wo genau die Dokumente gefunden wurden. Sie berichtet, dass Oskar Schindler zuletzt eine Geliebte hatte, es hieß, er habe der Frau den Koffer mit den Dokumenten geschenkt. „Das ist nicht die Wahrheit“, sagt Erika Rosenberg dazu. Es gebe übrigens weitere Dokumente von Emilie und Oskar Schindler, verrät sie beim Gespräch in Bad Königshofen. Diese sind heute im Haus der Geschichte in Bonn ausgestellt.

2002 hat Erika Rosenberg die israelische Regierung gebeten, die Original-Dokumente aus Schindlers Koffer herauszugeben. „Ich bekam keine Antwort, wurde einfach ignoriert.“ Erneut tauchten dann Dokumente auf, darunter Schindlers Liste, die, wie Erika Rosenberg erfuhr, für drei Millionen Dollar versteigert wurde. So geschah es auch mit einem Lageplan der Fabrik. Dann kam ein Buch auf den Markt, in dem genaue Daten über Schindlers Liste bekannt wurden. „Die waren so detailliert, da muss jemand die Unterlagen eingesehen haben, denn sie stimmen mit den mir vorliegenden Kopien überein“, sagt die Schriftstellerin. Für sie steht fest: „Ich will diese 3600 Dokumente nur einmal sehen und dann darüber entscheiden, was damit geschieht und wohin sie kommen, wo sie ausgestellt werden.“ Und fügt energisch an: „Ich gebe nicht auf”