Donnerstag, 11. Mai 2017

Interessanter Artikel in der Mittelbayerischen Zeitung. Interesante artículo en un prominente periódico de Baviera

 

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BILDUNG

Eine Bekannte der Schindlers erzählt

An der FOS/BOS erzählt Prof. Rosenberg über die Rettung von 1200 Menschen durch Oskar und Emilie Schindler im Nationalsozialismus.

10. Mai 201718:13 Uhr

Referenten und Organisatoren (v. l.): Arno Speiser, StRin Margarete Kollmer, OStDin Barbara Dietzko, Prof. Erika Rosenberg und LAssin Brigitte Schreiner

CHAM.Die FOS/BOS Cham veranstaltete unter der Leitung von StRin Margarete Kollmer und LAssin Brigitte Schreiner einen Projekttag zum Thema Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit. Nachdem das Thema Rassismus einen festen Platz in den Lehrplänen hat, sollten die Schüler die Möglichkeit erhalten, selbst Experten zu befragen.

Dafür konnte Prof. Erika Rosenberg-Band gewonnen werden. Sie war eine enge Vertraute von Emilie Schindler, der Frau von Oskar Schindler, der vielen durch den Film „Schindlers Liste“ bekannt ist. Als Firmeninhaber konnte das Ehepaar im Nationalsozialismus weit mehr als tausend Menschen das Leben retten. In der Folge ist die argentinische Professorin, Schriftstellerin und Journalistin zu einer wichtigen Übermittlerin der Taten von Oskar und Emilie Schindler geworden.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges erwarb Schindler eine Fabrik, wozu er sich Geld von den Nationalsozialisten lieh. Um an günstige Arbeitskräfte zu kommen, beschäftigte er Zwangsarbeiter. Als Emilie und ihm aber die schlechten Lebensbedingungen in den Ghettos bewusst wurden, versuchte man mit einer zusätzlichen Suppe, die die Arbeiter in der Fabrik bekamen, deren Situation zu verbessern. Schließlich schafften es die Schindlers sogar, dass ihre Arbeiter in der Firma wohnen durften. Dies ist das einzige Beispiel hierfür in der gesamten NS-Zeit. Natürlich mussten für eine derartige Verbesserung der Lebenssituation der Zwangsarbeiter viele Bestechungsgelder fließen. Als das Schlagwort „Endlösung“ immer deutlicher zu hören war, beschloss Schindler eine Liste mit allen zum ihm gehörigen Arbeitern und deren Familienmitgliedern zu erstellen und diese Menschen mit in seine neue tschechische Fabrik zu nehmen.

Viel Geld für viele Leben

Hierfür musste er sehr viel Geld aufbringen. Insgesamt könne man laut Prof. Rosenberg davon ausgehen, dass die letzten 2000 Tage der Rettung umgerechnet 26 Millionen Euro gekostet haben. Völlig verarmt seien die Schindlers nach dem Krieg gewesen. Das Ehepaar wanderte 1949 mittels einer jüdischen Hilfsorganisation nach Argentinien aus. Jedoch war ihnen kein Erfolg beschieden. So bleibt am Ende der Eindruck, dass der Zivilcourage, die beide gezeigt haben, als einziger Lohn die hohe moralische Leistung, über 1200 Menschenleben gerettet zu haben, gegenübersteht. Doch wie Prof. Rosenberg am Ende ihres Vortrags sagte: „Wer ein Menschenleben rettet, der rettet die ganze Welt.“

Im Anschluss wurde von den Schülern der Blick auf die heutigen rassistischen Entwicklungen in Deutschland gerichtet. Hierfür wurde durch Andreas Pregler, der im Landratsamt Cham auch für Jugendarbeit zuständig ist, der Kontakt zum Leiter der Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus, Arno Speiser, vermittelt.

Zunächst stellte dieser sein Tätigkeitsfeld vor. Wenn sich im öffentlichen Raum rechtsextreme Auffälligkeiten häufen, dann könne man sich bei seiner Einrichtung Rat und Hilfe holen. Deshalb solle man sich auch ruhig trauen, sich an die Organisation zu wenden. Nur weil man einen Fall mit rassistischem Erscheinungsbild melde, heiße das nicht, dass automatisch die Polizei dabei involviert sei. Letzteres passiere nur, wenn tatsächlich ein Straftatbestand vermutet wird. Rassismus ist kein Straftatbestand an sich.

Eigentlich sei man bereits ein Rassist, wenn man eine soziale Gruppe bildet und auf eine andere Gruppe deutet. Insbesondere beim negativen Rassismus sei der Umgang mit den eigenen Vorurteilen wichtig. Wenn man bereit ist, diese zu überdenken bzw. nicht nach diesen Vorurteilen handelt, ist dies unproblematisch. Es werde also erst jemand als Rechtsextremist bezeichnet, wenn seinen Einstellungen auch Taten folgen lasse. Nach weiteren Betrachtungen ging der Experte auch auf die Organisationen ein, die sich an neonazistischen Ideen orientieren. Hierbei nannte er die Gruppierung „Der III. Weg“, die insbesondere im Landkreis Cham aktiv sei. Auch die „Identitäre Bewegung“ problematisierte er. Rechtsradikalismus zeige viele Erscheinungsformen. Leider fände sich auch bei Fußball-Fangruppierungen rechter Aktionismus.

Vorsicht vor der Filterblase

Zur besonderen Vorsicht ermahnte der Referent beim Umgang mit Facebook und Co. So werden hier einem Nutzer stets ähnliche Inhalte vorgeschlagen, was dazu führe, dass jemand, der einmal einen rechtsextremen Artikel positiv bewertet hat, immer wieder solche Schlagzeilen präsentiert bekommt.

Nach den Ausführungen des Referenten kam seitens der Schüler die Anregung, dass man sich sehr für das Projekt „Schule ohne Rassismus“ interessiere. Dies wird nun in der SMV der Schule näher diskutier