Freitag, 6. November 2015

Die Fakten hinter Schindlers Liste: Ein Abend im Haus der Frau zum Ehepaar Schindler


Die Fakten hinter Schindlers Liste: Ein Abend im Haus der Frau zum Ehepaar Schindler

Im Rahmen der Ausstellung im Haus der Frau zu Emilie und Oskar Schindler trafen sich am Mittwoch 4. November VertreterInnen der israelitischen Kultusgemeinde in Linz, die Schindler Biographin Erika Rosenberg-Band sowie Mitglieder der christlichen Friedensinitiative Pax Christi mit Interessierten.

Schindlers Liste ist vielen durch den Film von Steven Spielberg bekannt. Die Fakten dahinter sind differenzierter und zum Teil gänzlich anders. Die argentinische Jüdin Erika Rosenberg-Band war auf Einladung des Bildungszentrums Haus der Frau in Linz zu Gast und stellte ihre Forschungen als Biographin von Emilie und Oskar Schindler vor. Dr.in Charlotte Herman, Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Linz präsentierte die Arbeit ihrer Gemeinde in Linz und war von den Hintergründen zum Ehepaar Schindler beeindruckt.

Emilie Schindler war von Anfang an dabei

In der Öffentlich bekannt ist Oskar Schindler. Seine Frau Emilie wurde erst spät Ehre zuteil. Sie war aber ebenso an der Rettung der fast 1200 Jüdinnen und Juden beteiligt, die in der Fabrik des Ehepaars arbeiteten. So übernahm sie selbstverständlich 120 Jüdinnen aus dem KZ Plaszow in ihre Fabrik als ihr Mann nicht anwesend war und rettete ihnen dadurch das Leben. Die ArbeiterInnen der Schindlers bekamen mehr als üblich zu essen, Emilie besorgte Medikamente und zum Beispiel auch neue Brillen. Sie wurde von Überlebenden als „unsere Mutter“ bezeichnet. 

Nach dem Krieg wanderte das Ehepaar Schindler nach Argentinien aus. Den Lebensabend wollte Emilie Schindler in Deutschland verbringen. Erst hier wurde sie gebührend geehrt. Heute erinnert ein Gedenkhaus in Bonn an sie. Emilie Schindler starb 2001 in Deutschland.

Erika Rosenberg-Band hat in der Biographie von Emilie Schindler viele Stunde Interview mit Emilie aber auch mit Überlebenden zusammengetragen. Ihre Erinnerungen an die Schreckensherrschaft der Nazis sind das Zeugnis einer mutigen Frau, deren oberstes Prinzip die Menschlichkeit war. Das Buch „Ich, Emilie Schindler“ ist im Herbig Verlag erschienen.

U-Bahnfahrten mit dem Papst

Dass der interreligiöse Dialog auch ganz unkonventionell in einer U-Bahn stattfinden kann, schilderte Erika Rosenberg-Band sehr anschaulich am Ende des Abends im Haus der Frau. Die in Argentinien lebende Jüdin mit deutschen und österreichischen Wurzeln traf den jetzige Papst Franziskus mehrere Male in der U-Bahn von Buenos Aires. Daraus entstand ihr Buch „Als ich mit dem Papst U-Bahn fuhr“, in dem sie als Jüdin das Wirken des damaligen Erzbischofs und jetzigen Papstes beleuchtet.
Die Ausstellung Emilie und Oskar Schindler sowie Vorträge und Führungen durch Erika Rosenberg-Band sind derzeit im Dominikanerhaus in Steyr und ab 24.11. im Maximilianhaus in Attnang-Puchheim zu sehen.