Freitag, 29. April 2016

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Lokales28.04.2016 (Aktualisiert 20:23 Uhr)

Johannes Müller

Papst Franziskus hautnah erlebt

Erika Rosenberg erzählt in einem Buch über ihre Begegnungen mit Jorge Bergoglio

 

Erika Rosenberg erzählte über ihre Begegnungen mit Jorge Bergoglio, dem jetzigen Papst Franziskus. Ettore Ferrari

Aalen sz Alles fing an mit einer Begegnung, die Erika Rosenberg 1998 mit Padre Jorge Bergoglio in der U-Bahn von Buenos Aires hatte. Sie konnte nicht ahnen, dass der Bischof in der schlichten schwarzen Soutane 16 Jahre später Papst Franziskus werden sollte. Ihre weiteren persönlichen Begegnungen hat Erika Rosenberg in ihrem jetzt erschienenen Buch „Als ich mit dem Papst U-Bahn fuhr“ geschildert.

Wer am Mittwoch der Einladung der Aalener Stadtbibliothek und der Katholischen Erwachsenenbildung (keb) Ostalb folgte, erlebte eine Autorin, die farbig und sachkundig ein Stück Kirchengeschichte unserer Zeit aus erster Hand erzählen konnte. Sie ist Tochter jüdischer Einwanderer und Holocaust-Überlebender. Sie wuchs in Buenos Aires zweisprachig auf und studierte an der Universität Erziehungswissenschaft und Geschichte. Sie gilt als weltweit führende Expertin für Oskar und Emilie Schindler, die engagierten Judenretter.

Gegen Korruption und Sklavenarbeit

Anrührend und empfindsam berichtete Erika Rosenberg von der Begegnung in der überfüllten U-Bahn morgens um acht. Ein kleiner Junge drängte sich durch die Reihen und bot Heiligenbildchen an, wohl um sich etwas Geld zu verdienen. Als er zum Padre kam, strich der ihm liebevoll über den Kopf und drückte ihm etwas in die Hand, worüber sich der Junge offensichtlich riesig freute.

Als Journalistin verfolgte Erika Rosenberg den Weg des Padres weiter, der Provinzoberer seines Jesuitenordens und dann Erzbischof in Buenos Aires wurde. Begeistert erlebte sie mit, wie Jorge Bergoglio mutig gegen Korruption und Sklavenarbeit predigte. Dass er mit der Militärregierung sympathisiert haben sollte, bezeichnete die Autorin als Verleugnung und bewies dies mit eindeutigen Schriftstücken von Verfolgten.

Bewegend sind ihre Schilderungen, wie Erzbischof Bergoglio die Armen, Prostituierten und Slumbewohner besuchte, sowie seine Begegnung mit Rabbinern, Moslems und Christen anderer Konfessionen. Auch später in Rom und im Vatikan hielt Erika Rosenberg Kontakt mit Papst Franziskus und berichtet von spontanen Gesprächen und Eindrücken. Rege Fragen erschlossen weitere Hintergrundinformationen. „Damit lassen sich das Erscheinungsbild und das Handeln dieses außergewöhnlichen Papstes besser verstehen und einordnen“, sagte keb-Leiter Wilfred Nann in seinem Dankeswort, auch im Namen von Michael Steffel, dem Leiter der Stadtbibliothek, für diese aufschlussreiche Autorenlesung.

Erika Rosenberg: „Als ich mit dem Papst U-Bahn fuhr“, Herbig Verlag Freiburg, 20 Euro.