Moment mal
Die deutsch-argentinische Schriftstellerin Erika Rosenberg stellte ihre Biographie über Papst Franziskus im Fuldaer Bonifatiushaus vor. Sie kennt ihn seit 1998 als Erzbischof und Kardinal in Buenos Aires.
Frage: Sie haben Jorge Bergoglio in der U-Bahn kennengelernt?
Er hatte mich bereits während meiner Arbeit als Journalistin beeindruckt. Eine für mich als Jüdin wichtige Frage war, ob es bei uns eine Annäherung zwischen Christen und Juden geben könnte. Also sprach ich den kirchlichen Würdenträger einmal als ganz normalen Fahrgast unterwegs an. Er antwortete sofort mit einem weichen Lächeln: „Ein guter Christ ist kein Antisemit.“
Blieb der Kontakt
bestehen?
Wir haben uns wiederholt in der U-Bahn und bei verschiedenen Veranstaltungen der katholischen Kirche gesehen.
Nach der Papstwahl 2013 haben Sie sich entschlossen, eine
Biografie zu schreiben?
Mich hat der Mensch Bergoglio interessiert. Nicht unbedingt Papst Franziskus. Ich habe Interviews geführt mit Weggefährten, Verwandten, Menschen aus Slums, Gefängnisinsassen und Prostituierten. Ich traf ihn als Papst bei einer Generalaudienz in Rom.
Was beeindruckte
Sie am meisten?
Seine Gemeinschaft mit anderen Religionen und seine besondere Fürsorge für Arme, Kranke und Ausgestoßene. Eine seiner stärksten Eigenschaften ist seine Beharrlichkeit. Doch er ist ebenso bescheiden und demütig.
Hat sich für Sie persönlich durch diese Arbeit etwas geändert?
Ich war nicht so fromm. Ich dachte, Gott hätte mich ein bisschen vergessen. Papst Franziskus hat mir neue Kraft gegeben.
Interview: Evelyn Schwab
„Als ich mit dem Papst U-Bahn fuhr“, Herbig-Verlag München, 20 Euro.