Dienstag, 25. September 2018

Artikel in der Wormser Zeitung. Artículo en el periódico de Worms. Article in a newspaper of the City Worms


Erika Rosenberg-Band berichtet im Haus am Dom von den Verdiensten Emilie Schindlers

Von Ulrike Schäfer
 vor 4 Stunden
In der öffentlichen Wahrnehmung stand die Ehefrau Oskar Schindlers immer in dessen Schatten. Zu Unrecht, wie die Journalistin Erika Rosenberg-Band in Worms betont.
Erika Rosenberg-Band hatte sich mit der mittlerweile verstorbenen Emilie Schindler angefreundet.
Erika Rosenberg-Band hatte sich mit der mittlerweile verstorbenen Emilie Schindler angefreundet.Archivfoto: hbz/Harry Braun
WORMS - Allein in Deutschland sahen sechs Millionen Menschen Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“. Er erzählt, wie der deutsch-mährische Unternehmer Oskar Schindler während des Zweiten Weltkriegs etwa 1200 jüdische Zwangsarbeiter vor der Ermordung in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten bewahrte. Seine Frau Emilie spielt in dem Film eine Nebenrolle. Dass sie aktiv an der Rettungsaktion beteiligt war, findet keine Erwähnung.
Seit vielen Jahren kämpft die Schriftstellerin, Journalistin und Schindler-Biografin Erika Rosenberg-Band darum, dass die Verdienste Emilie Schindler bekannt gemacht und gewürdigt werden. Auf ihrer Vortragsreise durch Deutschland machte die 67-Jährige auf Einladung von Ursula Sehrt, Leiterin der Seniorenakademie der Caritas, und Warmaisa nun in Worms Station und erzählte im Haus am Dom von ihren Begegnungen mit Emilie.
Rosenberg-Band, deren Eltern 1936 über Paraguay nach Argentinien geflohen waren, traf Emilie Schindler erstmals 1990 und freundete sich im Laufe vieler Begegnungen mit ihr an. Emilie und ihr Mann waren 1950 nach Argentinien ausgewandert, wo sie südlich von Buenos Aires eine Nutriafarm betrieben. Nach deren Bankrott kehrte er 1957 ohne Emilie nach Deutschland zurück. Beruflich gelang es ihm nicht, wieder Fuß fassen; er lebte teils in Frankfurt, teils in Jerusalem. Dort wurde er auf eigenen Wunsch auch nach seinem Tod 1974 begraben. Das Ehepaar hatte sich nach der Trennung nie wieder gesehen, wurde aber auch nie geschieden.
Worms Lokales / Seniorenakademie: Vortrag -„Schindlers Liste – viel mehr als nur ein Film“ - In Kontakt mit Zeitzeugen; Vortrag der Seniorenakademie im Haus am Dom unter dem Motto „Schindlers Liste – viel mehr als nur ein Film“ mit Referentin Prof. Erika Rosenberg.
Worms Lokales / Seniorenakademie: Vortrag -„Schindlers Liste – viel mehr als nur ein Film“ - In Kontakt mit Zeitzeugen; Vortrag der Seniorenakademie im Haus am Dom unter dem Motto „Schindlers Liste – viel mehr als nur ein Film“ mit Referentin Prof. Erika Rosenberg.Foto: Photoagenten/Andreas Stumpf (Objekt name)
Oskar Schindler sei ein Lebemann gewesen, habe viel Geld verprasst, seine Frau oft betrogen, berichtete Rosenberg. Sein Leben änderte sich, als er von 1935 bis 1939 als Agent für das Amt Ausland/Abwehr in Mährisch-Ostrau und Breslau tätig wurde. Sein Vorgesetzter zu dieser Zeit war Admiral Wilhelm Canaris. 1939 übernahm Schindler ein Emaillewerk in Zabłocie bei Krakau und erreichte, dass es als kriegswichtige Produktionsstätte eingestuft wurde. So konnte er nicht nur beträchtlichen Gewinn machen, sondern auch jüdische Arbeiter einstellen. Nachdem im März 1943 ein Teil der Juden aus dem Krakauer Ghetto ins Zwangsarbeitslager Plaszow deportiert worden war, freundete sich Schindler mit dem grausamen Lagerkommandanten Amon Göth an, der ihm erlaubte, seine Arbeiter in einem eigenen Lager unterzubringen. Als das KZ Plaszow 1944 aufgelöst wurde, zog Schindler mit seinen Arbeitern in eine neue Fabrik im mährischen Brünnlitz um und rettete sie so vor dem sicheren Tod.
Erika Rosenberg betonte, dass Emilie Schindler nicht nur von den Aktivitäten ihres Mannes gewusst habe, sondern dass sie auch vielen Menschen geholfen habe. „Sie war die Frau an seiner Seite, nicht in seinem Schatten“, betonte sie. Bei der Premierenfeier des Films „Schindlers Liste“ 1993 in Jerusalem wurde sie zwar von Steven Spielberg weder begrüßt noch geehrt, aber einer der geretteten Juden erkannte sie und sagte: „Sie waren unsere Mutter. Sie haben uns das Leben gerettet.“
Emilie Schindler starb einsam und verarmt 2001, und nur Erika Rosenberg-Band und ihrem Mann ist es zu verdanken, dass sie nach Deutschland zurückkehren und im bayrischen Waldkraiburg beerdigt werden konnte.