Mittwoch, 29. Oktober 2014

Artikel in der Donaukurier

 

Authentischen Geschichtsunterricht gab es für die Schüler der 8. und 9. Klassen der Dietfurter und Breitenbrunner Mittelschule, denen Alexander Pöppl von der Schulleitung empfahl, „aus der Vergangenheit zu lernen“. Erika Rosenberg, als Tochter emigrierter Juden in Buenos Aires geboren und dort als Schriftstellerin tätig, beschäftigte sich wegen des eigenen Familienschicksals mit der Judenverfolgung in Nazi-Deutschland. Die Recherchen führten zur Freundschaft mit Emilie Schindler, einer „mutigen, tapferen Persönlichkeit“, deren Rolle zur Rettung der Juden sie als Biografin engagiert präsentierte in Ergänzung des Films „Schindlers Liste“, wo „sie weitgehend ausgeblendet war “. Die Präsentation von Fotos und Dokumenten zum Leben des Ehepaars Schindler begleitete. Oskar Schindler, der nach dem Krieg bis 1949 in Regensburg wohnte, wanderte mit Unterstützung einer jüdischen Organisation nach Argentinien aus, wo das Ehepaar einen kleinen Bauernhof betrieb. Zur Abwicklung der Ansprüche zum Lastenausgleich kehrte Oskar 1957 nach Deutschland zurück, wo er 1974 völlig verarmt starb. Kurze Lesungen aus dem Buch „Ich, Emilie Schindler“ schilderten Kennenlernen und Hochzeit im Jahr 1927, wo die sparsame junge Frau mit großer Mitgift auf einen „Lebemann“ traf. Seine Tätigkeit beim Geheimdienst, die Übernahme einer Emailwarenfabrik in Krakau, wo anfangs Juden aus dem Ghetto, später aus dem Arbeitslager Plaszow beschäftigt waren, zeigten Geschäftstüchtigkeit und Erfolg. Die Bedingungen im Arbeitslager mit Verpflegung von 600 Kalorien täglich, gegenüber etwa 2000, die die Schüler als nötig erachteten, fehlende Krankenstation und Zwangsarbeit für alle ab 14 kamen zur Sprache. Als „abscheulichsten Menschen mit gespaltener Persönlichkeit“ habe Emilie Schindler den Lagerkommandanten Amon Göth charakterisiert, der 15 000 Menschen erschießen ließ und sich mit Schießübungen auf Häftlinge die Zeit vertrieb. Nach Erwerb einer zweiten Fabrik arbeiteten 6000 Menschen in Schindlers Diensten, Juden fanden Zuflucht in Wohnlager und Krankenstation, was damals einzigartig war. In Auszügen war die berühmte Liste mit 1200 Namen zu sehen, die Schiffskarten nach Argentinien vom Oktober 1949 und Fotos von der gemeinsamen Farm in San Vicente, die später hoch verschuldet verkauft wurde. Oskars Rückkehr nach Deutschland 1957, die Ehrung mit dem Bundesverdienstkreuz 1965 und die Todesanzeige von 1974 beschlossen seine Zeit, während Emilie in Argentinien lebte und 2001 in Deutschland starb. Schon in den 1960-er Jahren gab es die Idee, den Einsatz der Schindlers nach Oskars Drehbuch im Film „Bis zur letzten Stunde“ mit Romy Schneider und Richard Burton in den Hauptrollen zu verarbeiten, doch schien die Zeit angeblich noch nicht reif für die Würdigung eines aufrechten Deutschen. Enttäuschend sei 1993 die Begegnung der Witwe mit Steven Spielberg in Jerusalem gewesen, so Rosenberg, die das künstlerische Projekt „Schindlers Liste“ nicht schmälerte, doch das Ausbleiben von Tantiemen an die Witwe monierte. Berührt von den Ausführungen zeigten sich die Jugendlichen, die konzentriert zugehört und sich viele Notizen gemacht hatten.

Foto:

Erika Rosenberg beeindruckte die Mittelschüler, als sie ihnen ihre Erkenntnisse von Emilie Schindlers Verdiensten zur Rettung jüdischer Zwangsarbeiter mitteilte.