Autorin Erika Rosenberg lobt die Projektarbeit mit Netzschkauer Oberschülern: Die Schüler haben das Zeug, aus dieser Welt eine bessere zu machen.

Netzschkau. 
Zwei besondere Projekttage haben Zehntklässler und Hauptschüler der neunten Klasse an der Netzschkauer Oberschule jetzt erlebt. Schon zum dritten Mal war Erika Rosenberg aus Buenos Aires zu Gast an der Schule. Die Autorin, Übersetzerin und Journalistin wurde bekannt als Biografin von Oskar und Emilie Schindler. Am ersten Tag erfuhren die Schüler viel über geschichtliche Zusammenhänge vom Ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart. In ihren Vorträgen ging die Professorin auf die Schindler-Biografien ein und stellte weitere Retter jüdischer Bürger wie Schindlers Helferin Hilde Albrecht vor.
Der zweite Tag war für die Erarbeitung von Präsentationen und deren Vorstellung vorgesehen. Dafür arbeiteten die Schüler in Gruppen mit Erika Rosenberg an verschiedenen Themen. Im Mittelpunkt standen Emilie und Oskar Schindler, deren Biografien sowie die zeitgeschichtliche Einordnung. In den Vorträgen kamen Marksteine wie die Wannsee-Konferenz mit ihren Beschlüssen zur Vernichtung der Juden oder die Nürnberger Rassengesetze vor. Sie beleuchteten das Zustandekommen von Schindlers Liste und die Rettung von Frauen, die in Auschwitz waren. Stets spielten die "unbesungenen Helden" eine Rolle, die stillen Retter von Juden.
"Was die Schüler geschafft haben, ist wirklich eine Leistung. Wenn ich das in Noten ausdrücken müsste, wäre das eine 1+++. Sie haben mir richtig intelligente Fragen gestellt, Archivarbeit gemacht und interessante Dokumentationen erstellt", erklärte Erika Rosenberg. Sie lobte die Schüler auch für ihre Neugier. "Ich habe große Hoffnung, dass ihr aus dieser Welt eine bessere macht."
Schulleiter Michael Lauer und weitere Pädagogen sprachen mit Erika Rosenberg zudem über aktuelle Entwicklungen in Deutschland und Argentinien. "Man kann ihr tagelang zuhören und es wird nicht langweilig", sagte er. Für die Schüler fand er interessant, etwas über den Unterschied zwischen einem Hollywood-Film und der wahren Geschichte zu hören. "Das war vielen neu", glaubt er. "Man bekommt durch so eine Zeitzeugin besseres Hintergrundwissen. Das sollte es auch künftig in der Schule geben, um einseitige Information zu vermeiden. Ich kann jetzt viel besser argumentieren", sagte Johann Baron. Und auch der Unterschied zwischen Hollywood und dem wirklichen Leben sei ihm klargeworden.
Die Collagen mit Texten, Fotos und kopierten Dokumenten werden als Ausstellung im Schulhaus gezeigt. Beim nächsten Besuch von Erika Rosenberg soll es mehr um Carl Lutz gehen. Der Schweizer Diplomat rettete 62.000 ungarischen Juden das Leben. Wie die Schindlers erhielt auch er den Titel Gerechter unter den Völkern und einen Baum auf der Allee der Gerechten in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem.