Samstag, 16. November 2019

Ausgezeichneter Pressebeitrag in Wormser Zeitung über Veranstaltung im ELO Gymnasium..Excelente art. de prensa en reconocido periodico en Worms.


Von Ulrike Schäfer

Lokalnachrichten aus Worms - Wormser Zeitung

Erinnerung an unbesungene Helden

Von Ulrike Schäfer
WORMS - WORMS. Ein halbes Jahr lebt die Journalistin und Schriftstellerin Prof. Dr. Erika Rosenberg in ihrer Heimat Argentinien, ein halbes Jahr ist sie in Deutschland unterwegs, um über Oskar und Emilie Schindler zu berichten, die während des Zweiten Weltkriegs 1200 jüdischen Menschen das Leben retteten. Am Mittwochmorgen war sie mit ihrem Vortrag „Gegen das Vergessen: Unbesungene Helden“ nun auch im Eleonoren-Gymnasium zu Gast und sprach in der Aula vor Schülern und Schülerinnen der Oberstufe.
Rosenbergs eigene Eltern waren 1936 über Paraguay nach Argentinien ausgewandert. Dort wurde die Historikerin auch 1951 geboren. Bei Recherchen zu argentinischen Einwanderern Anfang der 90er stieß sie auf den Namen Schindler und wurde neugierig. Damals gab es den Film „Schindlers Liste“ von Steven Spielberg noch nicht. Sie besuchte Emilie Schindler, die verarmt und vereinsamt in einem kleinen Haus südlich von Buenos Aires lebte. Ihr Mann war 1957 nach Deutschland zurückgekehrt, weil er (vergeblich) hoffte, einen Lastenausgleich zu erhalten – immerhin, so Rosenberg, hätten die Schindlers 2 640 000 RM für die Rettung ihrer jüdischen Mitarbeiter aufgebracht. Er blieb dann auch bis zu seinem Tod 1974. Anders als im Film behauptet werde, seien die Schindlers aber nie geschieden worden. Überhaupt wird in dem berühmten Streifen manches nicht oder falsch erzählt, wie Erika Rosenberg während ihres Vortrags mehrfach betonte. Sie selbst erfuhr in Gesprächen mit Emilie Schindler, mit der sie bald eine enge Freundschaft verband, wie es wirklich war. „In dem Film taucht Emilie nur dreimal auf. Dabei hat sie alle Entscheidungen Oskars mitgetragen und selbst ihr Leben aufs Spiel gesetzt“, stellte sie richtig. Rosenberg erzählte, wie Oskar und Emilie Schindler sich kennengelernt und geheiratet hatten. Von 1935 bis 1939 arbeitete Oskar als Agent im Abwehrdienst unter Admiral Wilhelm Canaris. Schon damals habe er ab und an Juden in seinem Kofferraum über die Grenze geschafft. 1939 übernahm er ein Emaillierwerk in Zabłocie bei Krakau und erreichte, dass es als kriegswichtige Produktionsstätte eingestuft wurde. So konnte er nicht nur beträchtlichen Gewinn machen, sondern auch jüdische Arbeiter einstellen. Nachdem im März 1943 ein Teil der Juden aus dem Krakauer Ghetto ins Zwangsarbeitslager Płaszów deportiert worden war, freundete sich Schindler mit dem unmenschlichen Lagerkommandanten Amon Göth an, der ihm erlaubte, seine Arbeiter in einem eigenen Lager unterzubringen. Als das KZ Płaszów 1944 aufgelöst wurde, gelang es Schindler, seine Arbeiter in seine Fabrik im mährischen Brünnlitz mitzunehmen und bewahrte sie so vor dem sicheren Tod. Die Rettung von 1200 Juden, die aus einem Bergwerk im polnischen Goleschau nach Brünnlitz kamen, sei, so Erika Rosenberg, Emilie Schindlers alleiniger Verdienst gewesen.
Die Zeitzeugin vermittelte in ihrem Vortrag viele historische Details und ging auch auf Fragen der Jugendlichen ein. Abschließend bedankte sie sich bei ihnen für ihr waches Interesse und schloss mit den Worten: „Ich setze meine Hoffnung in euch, dass Ihr es besser macht als die vorherigen Generationen und Kriege verhindert.“


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