Historikerin Erika Rosenberg stellte ihr Papst-Buch vor
08.11.2016 | 18:37 Uhr
Mit viel Herz berichtete die Historikern Prof. Erika Rosenberg im „Kukloch“ im katholischen Gemeindezentrum St. Maximilian Kolbe in Stockum über ihre Begegnungen mit dem Papst, den sie in Buenos Aires kennengelernte, als dieser noch Erzbischof Jorge Mario Bergoglio war.Foto: Joachim Haenisch / Funke Foto Services
Witten.
Prof. Erika Rosenberg hat den Papst getroffen. Über Franziskus schrieb sie ein Buch. Was er zu ihr in der U-Bahn sagte, erzählte sie in Stockum.
Sie hat Papst Franziskus persönlich getroffen, sogar mehrmals. Bei ihrer ersten Begegnung war Jorge Mario Bergoglio noch Erzbischof von Buenos Aires. Dort hat Prof. Erika Rosenberg, die in Argentiniens Hauptstadt zuhause ist, mit ihm zusammen in einer U-Bahn gesessen. Und dort einen Menschen kennengelernt, der sie bis heute fasziniert und über den die Deutsch-Argentinierin ein Buch geschrieben hat. Dieses hat die Historikerin in Stockum vorgestellt. Treffpunkt war das „Kukloch“, ein Raum im Gemeindezentrum der katholischen Gemeinde St. Maximilian Kolbe. Das „Kukloch“ wird regelmäßig genutzt für kleine Musikaufführungen, Kabarett, Workshops und Lesungen. Erika Rosenberg, jüdische Journalistin und Autorin, war hier am Montagabend ein ganz besonderer Gast. Rosenbergs Eltern flüchteten vor den Nazis nach Argentinien Rosenberg ist die Tochter eines Berliner Juristen und einer Hamburger Ärztin, die als Juden 1936 vor den Nazis über Paraguay nach Argentinien flüchteten. Bei ihren Vorträgen findet die 65-Jährige nicht nur in Deutschland, sondern auch in großen europäischen Metropolen begeisterte Zuhörer. Den späteren Papst traf sie vor Jahren zufällig in einer vollen U-Bahn in Buenos Aires. „Ich habe ihn damals gefragt, ob er eine Annäherung von Christen und Juden für möglich hält. Und er hat mir geantwortet: Ein guter Christ ist nie ein Antisemit“, erzählt sie. Und fügt lächelnd hinzu: Dann sei er aus dem Zug gestiegen und habe ihr noch einmal zugewunken. Zu Weihnachten schrieb der spätere Papst den GefangenenFür ihr Buch über den Papst, dem der Dialog zwischen den Religionen immer wichtig war, wie Rosenberg betont, hat sie Interviews mit dessen Weggefährten, Freunden, Familienmitgliedern geführt und auch Menschen am Rande der Gesellschaft getroffen, die Jorge Mario Bergoglio in Argentinien begegnet sind.Rosenberg ist auf diese Weise ein ganz persönliches Papst-Portrait gelungen, in dem auch eine Prostituierte, ein Häftling und eine zehnfache Mutter zu Wort kommen. Slumbewohnerin Feliciana berichtete ihr, wie der spätere Papst in seiner Zeit als Pater Jorge in Buenos Aires Essen für die Armen organisiert hat. Und dies mit den Worten begründete: Er halte doch keine Messe vor knurrenden Mägen. Häftling „El Polilla“ und seine Mitgefangenen, die er besuchte, konnten sich mit ihm nicht nur über Jesus, sondern auch über Fußball unterhalten. „Und zu Weihnachten bekamen wir einen Brief von ihm“, hat der Strafgefangenen Erika Rosenberg berichtet. Am Bahnhof hielt er eine Messe für ProstituierteIsabella, das Freudenmädchen, traf Bergoglio bei einer Messe, die er an einem Bahnhof in Argentiniens Hauptstadt für Prostituierte hielt. Isabella habe ihn gebeten, ihren Rosenkranz zu segnen und sich mit den Worten vorgestellt: „Pater, ich lebe in Sünde.“ Worauf dieser antwortete: „Wir leben alle in Sünde.“ Erika Rosenbergs Buch zeigt einen zutiefst menschlichen Papst, einen Papst der Kirche der Armen. „Einen Menschen!“, wie die Autorin bei ihrem Vortrag in Stockum immer wieder betont. Und über Menschen zu schreiben, „die etwas im Leben geleistet haben, ohne sich zu profilieren“, ist ihr ein Anliegen.Emilie Schindler war in „Schindlers Liste“ nur eine Randfigur Dies war auch der Fall bei Emilie Schindler, der Witwe von Oskar Schindler. Dem deutschmährischen Unternehmer, der während des Zweiten Weltkriegs mit seiner Frau rund 1200 bei ihm angestellte jüdische Zwangsarbeiter vor der Ermordung in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten bewahrte. Oskar Schindler hat Hollywood-Regisseur Steven Spielberg mit seinem Film „Schindlers Liste“ posthum ein Denkmal gesetzt. Seine Witwe Emilie kam darin zu Unrecht nur am Rande vor, wie Erika Rosenberg betont. Sie lernte Emilie Schindler 1990 in Argentinien kennen, wohin diese nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihrem Mann Oskar ausgewandert war. Dieser kehrte 1957 nach Deutschland zurück, starb 1974 in Hildesheim. Erika Rosenberg und Emilie Schindler wurden Freundinnen. Rosenberg wollte „das Bild über Schindler und seine Frau zurechtrücken, das der Film ,Schindlers Liste’ entwarf“. Denn: „Sie hatte einen großen Anteil an der Rettung der Juden.“ Ausstellung über die Schindlers im Hagener RathausErika Rosenberg wurde Herausgeberin des Buches „Ich, Oskar Schindler“ – mit persönlichen Aufzeichnungen, Briefen und Dokumenten des Unternehmers. Und sie gab auch Emilie Schindlers Biografie heraus: „Ich, Emilie Schindler: Erinnerungen einer Unbeugsamen“. Diese starb 2001 und fand ihre letzte Ruhe in Bayern. Bis Donnerstag ist im Hagener Rathaus eine Ausstellung zum Leben und Wirken von Oskar und Emilie Schindler zu sehen. Erika Rosenberg sprach am Dienstag im Hagener Kunstquartier über diese „zwei Menschen voller Zivilcourage“. Jutta Bublies
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