Normalerweise interessiere ich mich für Fußball nicht, jedoch für Sport, denn mein Credo war, ist und immer wird "Mens Sana in Corpore Sano".
Trotz dem begleitete ich meinen Mann ca. 20 Jahre zum Fußballstadion, jedes Mal wenn seine Mannschaft River Plate spielte. Mich interessierte viel mehr als das eigentlich Spiel die Reaktionen, das Verhalten der Menschen bei jedem Tor, bei jedem Fehler, beim Gewinn oder Verlieren. Eines Tages sagte ich meinem Mann, ich hätte damit genug und entschied nicht mehr hinzugehen. Es war als die Fans von den Mannschaften sich in Hooligans verwandelten. Polizei Razzias, Schlägereien, alles wurde immer gefährlicher. Meinen Mann zu überreden, er sollte sich das Spiel von zu Hause im Fernsehen anzuschauen war immer wieder erfolglos.
Mit der Zeit verstand er, es hatte wirklich keinen Sinn mehr zum Fußballstadion zu gehen. Heute ist wirklich fast abenteuerlich sich live ein Spiel in Buenos Aires anzuschauen vor allem wenn die zwei Gegner River-Boca spielen.
Aber davon wollte ich heute nicht schreiben, das war eine kurze Einführung meiner Vorgeschichte mit dem Fußball.
Gestern erfuhren wir mit großer Traurigkeit über den Tod von Diego Armando Maradona. Seinen Lebenslauf von der Elendsiedlung zu den besten Hotels in Abu Dhabi , von seinen spektakulären Liebesaffären, von seinem Privatleben hat fast jeder schon in den Medien erfahren, es mag sein, die letzten Jahren seines Lebens war er kein Vorbild, aber wer frei von Sünde ist, der soll dien ersten Stein werfen!
Ich habe ihn kennen gelernt! Ich kann sagen, ich habe das Glück gehabt mit ihm zu sprechen, ihn umarmen, und dass er sogar ein Trikot für unseren Enkelsohn Facundo signierte.
Ich erinnere mich genau an den Tag. Wir waren mit meinem Mann in Rom und ich hatte ein Buch über Papst Franziskus fast fertig geschrieben. Nach einer Audienz an diesem Mittwoch des Monats August 2014, erhielt ich vom Papst eine persönliche Einladung auf ein Spiel per la Pace in dem Olimpico de Roma. Fußballspieler aller Konfessionen sollten mitspielen, auch wenn nur ein paar Minuten als Symbol des Friedens. Es waren Christen, Juden, Muslime, Buddhisten, Atheisten. Selbstverständlich befand sich unter den vielen unser Grande Diego Armando Maradona. Messi konnte nicht dabei sein, weil er krank war.
Vor dem Spiel, das sollte um 20 Uhr starten mit beeindruckenden Worten von Monsignor Guillermo Karcher im Auftrag von Papst Franziskus, fand ein Empfang um 16 Uhr beim Papst statt. Dahin waren alle Fußballspieler samt Begleitung eingeladen. Bei der Einladung wurde gebeten schwarzen Anzug und schwarzes Kostüm, je nachdem anzuziehen.
An dem Tag wollte der Heilige Petrus nicht ausgeschlossen sein und schon am Morgen regnete es in Strömen. Gegen 12 Uhr schien wieder mal eine wunderschöne strahlende Sonne über Rom. Die Kuppeln glänzten, die Dächer auch, die Bäume grünten, ein seidenblauer Himmel über die legendäre Stadt Rom, Wiege der westlichen Kultur, eine 2000 jährige Kultur.
Wir zogen uns an, waren fertig und langsam gegen 14.30 Uhr verließen wir unsere Wohnung, die wir an Herrn Michele Mercurio angemietet hatten. Von da aus bis zum Vatikan war nicht weit, wir konnten einfach zu Fuß gehen. Wir waren unterwegs und plötzlich graute der Himmel drohend und es blitzte, donnerte und regnete so kräftig, dass wir wir im Wasser untergetauchte Enten innerhalb von wenigen Minuten aussahen.
Uns blieb es nichts anderes als zurück in die Wohnung zu kehren um uns umzuziehen. Wie verhext, . . . kurz danach schien wieder die Sonne. Wir machten uns dann wieder auf den Weg angezogen diesmal ganz leger und sportlich, denn andere Klamotten hatten wir nicht.
So präsentierten uns bei der Audienz. Ich schaute um mich herum und alle waren sehr elegant gekleidet außer uns. . . Aber in meinem Leben war, ist und wird immer wichtig der Mensch und nicht was er hat, trägt.
Mir war es gelungen ein Trikot der argentinischen Bundesliga zu kaufen für einen sehr hohen Preis, aber immer hin und packte es in meine Tasche ein.
Im dem großen Raum saßen wir ganz vorne, so hatte sich der Papst anscheinend gewünscht und neben großen und berühmten Fußballspieler. Vor uns saß Diego Armando Maradona.
Wie ein Blitz stand ich und ging auf ihn zu, sprach mit ihm, erzählte, ich hätte die Biographie des Papstes schon fast fertig und obwohl ich mich für Fußball nicht interessierte, er, der Grande, bedeute für mich und meinen Mann etwas Besonderes, nämlich er vertrat Millionen von Menschen, von Unterdrückten, Armen, in Argentinien, Menschen aus dem Volk und ich hatte und habe noch profundes Respekt ihm gegenüber. Er stand auf und drückte mich, küsste mich zweimal, rechts und links, auch umarmte er meinen Mann José und küsste ihn auch. Er sagte noch dazu, gerne würde er sich mit mir in Buenos Aires treffen, er nahm einen Kuli und Stück Papier aus seiner Jackentasche und schrieb eifrig und schnell mit "Arztschrift" seine Handynummer und drunter Diego, zeichnete sogar ein Herzchen. Ich bat ihn das Tkikot von Facundo zu signieren und das hat er auch gemacht.
Minuten später fing die Audienz an, wo der Papst einen nach dem andern nach einer kurzen Rede persönlich zu sich rief und grüßte. Ich dachte, wir wären ausgeschlossen gehabt aber dann hörte ich unseren Namen: Der Papst wünschte sich, dass seine jüdischen Freunde Erika und Jose Rosenberg auch ans Podium näherten. Emotionsvoll standen wir auf und stellten uns an. Es war eine lange Schlange von Fußballspielern, Ehefrauen, Kinder und wir waren auch dabei.
So haben wir Diego, den Grande kennen gelernt! Aus unserem Treffen in Buenos Aires wurde nichts, aber den DIEGO werden wir immer in Erinnerung halten, für das, was er schaffte, für das, was er erreichte, ausgerechnet aus diesen ganz ärmlichen Verhältnissen und das hat er geschafft.
Was er mit seinem Privatleben gemacht hat, geht es mich überhaupt nicht an, ich bin kein Gott, kein Richter, ich bin bloß ein Menschen mit Tugenden und vielen Fehlern wie jeder andere auch.