Freitag, 27. November 2020

Die Kontroversen eines Landes. Mitten der Pandemie Staatsbegräbnis von Diego Armando Maradona mit ca. 1 Million Menschen. Las controversias de un país. Exequias oficiales en Buenos Aires por la muerte de Diego Armando Maradona

 Nirgendwo ist ein Schlaraffenland  und wir Erdbewohner sind bestimmt keine Schlaraffiensen . Es stimmt ,es gibt Länder und Länder mit besseren oder schlechten Wirtschaftsniveaus, Regierungen, Bestimmungen, Gesetzgebungen. Das alles kennen wir "Sterbende" viel zu gut.

Ein Land mit anderen zu vergleichen wäre völlig unrecht, denn es sind immer wieder andere Sitten, Gebräuche, Gesellschaften, Kulturen, Mentalitäten sogar die Geographie bestimmt unsere Eigenschaften, unsere Modus Vivendi. Kontroversen sind heute wirklich ein brandaktuelles Tagesthema weltweit. So haben wir einen Donald Trump, einen Bolsonaro, einen Maduro um nur ein paar zu nennen. Wenn sie  sprechen , geben immer eine Doppelbotschaft und am Ende der Rede weiß man  wirklich nicht, was die sagen oder erklären wollten. Meistens  geht einem bei einem Ohr rein und das bei dem anderen raus, aber bei geschulten Ohren, bei einem geschulten Gehör bleibt es schon im Gehirn drin. Es entwickeln sich  Gedankenprozesse, vor allem kognitive und dann entsteht die Kritik.

Ich, als lange Beobachterin in verschiedenen Ländern, Kontinenten, als Pendlerin zwischen der Welten merke ich mir wahrscheinlich mit welcher Ambivalenz Menschen sich ständig äußern. Das wäre aus der Sicht eines Otto Normal Verbrauchers, ein Mensch mit KEINER staatlichen Funktion nicht schlimm, aber wenn die Ambivalenz, die Kontroversen vom Staat her kommt, irritiert mich schon sehr.

Die argentinische Regierung beschloss nach einem Notstandsdekret am 20.März eine strikte Quarantäne. Man durfte nicht arbeiten gehen, man durfte nicht zur Schule, zur Uni, kein Sport, die Wirtschaft total gelähmt und um mit dem Auto fahren zu dürfen benötigte man jeden Tag eine Fahrerlaubnis, wobei man  genau angeben musste wohin, weshalb und genau wann. Man durfte die Stadt Buenos Aires nicht verlassen. Es war verboten außerhalb der Stadt zu fahren, zu gehen. Im Landesinnern wurden viele Menschen einfach durch die Polizei verschleppt, weil sie  sich vor der Haustür hielten. Manche wurden im Polizeirevier bis zum Tode verprügelt oder einfach  gelten bis heute als verschollen. Eine überdimensional schrecklich Realität eines Landes, das einmal die Getreidekammer der Welt war und zählte mit dem besten Schulsystem in ganz Lateinamerika. Buenos Aires, die Perle am La Plata Fluss, die Wiege  der Tango Musik,  Hauptstadt Argentiniens, ein Vielvölkerstaat! Was ist heute? Was ist daraus geworden. Buenos Aires 8 Monate lang eine belagerte Stadt, wo 40.000 Läden schließen mussten. In der Provinz sieht es nichts anders aus. 

Als wir erfuhren Maradona, ein Fußballnationalelf war tot, überkam uns eine  große Traurigkeit. Selbstverständlich hatte er wohl verdient ein  Staatsbegräbnis, vor allem in einem Land, wo Fußball so beliebt ist, aber da die Regierung einen Zirkus organisiert und für ihren Zirkus sogar Publikum  mitten der Pandemie braucht und ausnützt mit dem Risiko, viele werden sich anstecken, dafür habe ich gar kein Verständnis.

Vielen Menschen sind in diesem Jahr  Familienangehörigen gestorben und sie durften sie keinesfalls dementsprechend  verabschieden. Keine richtige Bestattung, keine Trauergemeinde, kein  letztes Wiedersehen , angeblich die Regierung "schützt" uns. Sogar eine APP gibt es , die man  auf Handy herunterladen sollte unter der Bezeichnung  CUIDAR. . . Lächerlich, grotesk, ein Paradox.

Jetzt ist Maradona, "Hand Gottes", Dieguito, gestorben, meine Frage wie viele, die am Regierungshaus gestern waren von der ganzen Million werden nun krank? Oder die Seuche macht in solchen Fällen einen Bogen? Man sagt in Argentinien, "Gott sei Argentinier" und er schützt uns. Es mag sein, aber lieber kein Aberglaube und Gottes Vorsehung, sondern sich wirklich schützen, denn der Virus  lauert überall.

Einen schönen Freitag und besseres Wochenende.

Aus dem Tagebuch einer  sehr kritischen Weltenpendlerin