Dienstag, 22. Mai 2018

Auf den Spuren von Oskar Schindler in Istanbul, Biographin Erika Rosenberg

"Auf den Spuren von Oskar Schindler in Istanbul"

Von Prof. Erika Rosenberg

Der Gesang des Muezzins hallte in jeder Ecke von Istanbul und zeichnete  den Beginn der muslimischen Feierlichkeiten:  Razaman, wie sie es in der Türkei heißt, während in der arabischen Welt als Ramadan bekannt ist.
Ich sitze in einem  Café mit Blick auf dem Bosporus, und betrachte  den unaufhörlichen Verkehr von großen Frachtern  aus dem Marmara Meer kommend,  und dann vielleicht an einem Hafen des Schwarzen Meeres vor Anker gehen.
Ein seidenblauer  Himmel, eine Brise vom Meer und  viele Möwen, die neugierig überfliegen , wartend auf ihre Chance  auf der Platte eines zerstreuten Touristen schnell etwas zu knabbern  Ich könnte  stundenlang  diese inspirierende Szene  betrachten. Vor mit die Agyasofia, hinter mir in seiner bombastischen Architektur erhöht sich die fabelhafte Moschee Sultanahmet oder Blaue Moschee. Alles scheint aus 1001 Nacht zu sein…

Von oben betrachtet ist die Stadt noch grandioser als man sich vorstellen kann, die Skyline von Gebäuden verschiedener Architekturen, Fernseh-, Radio- und Militärantennen auf einem der sieben Hügel. Istanbul, die Stadt der sieben Hügel wie Rom, die von Kaiser Konstantin gegründet wurde und ursprünglich Nova Roma genannt werden sollte, ist die einzige Stadt der Welt, die sich aus zwei Kontinenten zusammensetzt: Asien und Europa. Die Bosporus-Straße agiert als Übergang. Ihre vier gigantischen Brücken verbinden beide Seiten.

Wie ich schon sagte, ich könnte Stunden, Tage  durch die Straßen gehen, durch die Basare gehen, ihre Geschäfte, die Viertel besuchen, die Mischung von den Gewürzen riechen, mit den Leuten reden. Eine Kultur, die ganz anders ist als unsere. Istanbul eine pulsierende großartige Stadt mit fast 20 Millionen Einwohnern.

Währenddessen versuche ich nicht vom Ziel meines Aufenthaltes in der Türkei abzuweichen. Ich habe viele Stunden damit verbracht, die Stadt zu bereisen, mich mit Touristen zu vermischen, für eine sehr kurze Zeit eine mehr  unter Tausenden zu sein, Topkapi und die wunderbaren umliegenden Gärten zu besuchen ... und an einen der Filme des berühmten Spions 007 zu denken. Und so komme ich zum Ausgangspunkt, zum Leitmotiv  unserer Reise in die Türkei.

Als Biographin von Emilie und Oskar Schindler und in Anbetracht dessen, dass meine Forschung noch nicht abgeschlossen ist, arbeite ich an einer wissenschaftlichen Publikation. Ein Punkt, der noch nicht vollständig geklärt ist, sind die Aktivitäten von Oskar Schindler im Geheimdienst  von Admiral Wilhelm Canaris. Aktivitäten, die 1935 begannen und sich bis August 1945 streckten, als Canaris von seinen Pflichten als Leiter des Geheimdienstes des Dritten Reiches enthoben  wurde,  ein Monat nach dem Attentat von 20.Juli 1944.

Im Jahre 1940, vor genau 78 Jahren, erhielt Schindler  von Oberst Reiche eine  geheime Mission mit Ziel in ISTANBUL.
In Istanbul musste er Informationen von seinen eigenen Geheimdienstkollegen erhalten, die vor einiger Zeit in dieser Stadt waren. Die Türkei war in Kriegszeiten ein neutrales Land und daher ein Treffen von Spionen aller Nationalitäten. Hier waren nicht nur Spione sondern auch Vertreter des JOINT, der Haggada, Sozialisten, Kommunisten, Juden, die auf ein Visum nach Palästina warteten. Palästina, kein Zuckerlecker für Juden zu jener Zeit in Anbetracht der schrecklichen Pogrome, die von den Arabern mit den Juden in dem sogenannten englischen Mandat eingeleitet wurden. Die Engländer, um Ruhe zu bewahren, hatten wirklich in dieser Hinsicht nichts getan und ignorierten  die schrecklichen Gräueltaten der Araber, die zu jeder Zeit und Ort  aus ihren Taschen  scharfe Messern zogen um wehrlose Juden auf der Straße zu erstechen.

So war es in jenen Jahren, als Schindler das Café "Germania" in Istanbul besuchte, so wie Emilie Schindler selbst mir erzählte.
 Mein höchstes Anliegen ist jetzt danach gründlich zu recherchieren. Ich suche unermüdlich weiterhin hier und dort und überall. Nehme Kontakt mit Menschen auf, und am Anfang war es ziemlich entmutigend, und ich brauchte  eine wahre Detektivstrategie zu entwickeln. Nach langen und teuren  Recherchen machte ich jemand ausfindig. Eine Frau Nazan, Besitzerin eines  alten  Cafés hier in Istanbul, ganz in der Nähe von Ayasofia, hinter  den ehemaligen Mauern von Konstantinopel,  Zentrum der Altstadt.

Telefonisch hatte sie versprochen, ich rief sie mindestens 7 Mal an,  mir ein paar Kartons mit alten Dokumenten zur Verfügung zu stellen, die sie im Keller ihres Cafés  hatte. Der Keller, wie wir nachher erwiesen haben,  ein dunkler und feuchter Ort mit einem starken Geruch nach Gewürzmischung, Katzenurin, wo viele Säulen die alte Struktur des Gebäudes stützten. Wir suchten unermüdlich, aber die meisten alten Dokumente, Fotos, waren auf Türkisch, etwas auf Englisch und ein paar Schriften in Sütterlin . Was für eine Fundgrube für unsere Sprachignoranz!!!  Es war wie nach einer Nadel im Heuhaufen zu suchen. Aber fast am Ende konnte ich etwas erspähen, ein kleines Licht in diesem schmutzigen und dunklen Keller. Auf einem gelblichen  Stückpapier entdeckte ich das Wort "Park Hotel" und machte ein Foto mit meinem Handy.
Schon müde und ohne viel Hoffnung verabschiedeten wir uns von Frau Nazan und versprachen, dass wir sie eines Tages wieder besuchen würden.

Im Hotel und nach dem  Abendessen beobachtete ich das Foto nachdenklich. Der Name "Park Hotel" sagte mir nichts. Am nächsten Morgen informierte ich mich an der Rezeption beim "Park Hotel",  im Taksim Viertel. Dahin begab ich mich mit meinem treuen  Mann und Begleiter bei vielen dieser  Abenteuer. Der Taxifahrer,  ein Mannmittlerer Alters  und gut informiert über die Stadt erklärte, dass das Hotel neu ist, aber das alte „Park Hotel“  stand vor  Jahren dort und war abgerissen worden  und  auf dem gleichen Gelände das neue erbaut.  Er fügte hinzu , dass das alte Hotel eine Bar mit deutschem Namen  hatte. Ich fragte ihn warum. . .? Die Antwort wurde vor meinen Augen beim Erreichen der Hoteltür vorgelegt In einem Nebengebäude funktioniert das deutsche Konsulat, und es stand immer dort. . .