"Auf den Spuren von Oskar Schindler in Istanbul"
Von Prof. Erika Rosenberg
Der Gesang des Muezzins hallte in jeder Ecke von Istanbul und
zeichnete den Beginn der muslimischen Feierlichkeiten: Razaman, wie sie es in der Türkei heißt,
während in der arabischen Welt als Ramadan bekannt ist.
Ich sitze in einem Café
mit Blick auf dem Bosporus, und betrachte
den unaufhörlichen Verkehr von großen Frachtern aus dem Marmara Meer kommend, und dann vielleicht an einem Hafen des
Schwarzen Meeres vor Anker gehen.
Ein seidenblauer Himmel,
eine Brise vom Meer und viele Möwen, die
neugierig überfliegen , wartend auf ihre Chance
auf der Platte eines zerstreuten Touristen schnell etwas zu
knabbern Ich könnte stundenlang
diese inspirierende Szene
betrachten. Vor mit die Agyasofia, hinter mir in seiner bombastischen
Architektur erhöht sich die fabelhafte Moschee Sultanahmet oder Blaue Moschee.
Alles scheint aus 1001 Nacht zu sein…
Von oben betrachtet ist die Stadt noch grandioser als man sich
vorstellen kann, die Skyline von Gebäuden verschiedener Architekturen,
Fernseh-, Radio- und Militärantennen auf einem der sieben Hügel. Istanbul, die
Stadt der sieben Hügel wie Rom, die von Kaiser Konstantin gegründet wurde und
ursprünglich Nova Roma genannt werden sollte, ist die einzige Stadt der Welt,
die sich aus zwei Kontinenten zusammensetzt: Asien und Europa. Die
Bosporus-Straße agiert als Übergang. Ihre vier gigantischen Brücken verbinden
beide Seiten.
Wie ich schon sagte, ich könnte Stunden, Tage durch die Straßen gehen, durch die Basare
gehen, ihre Geschäfte, die Viertel besuchen, die Mischung von den Gewürzen
riechen, mit den Leuten reden. Eine Kultur, die ganz anders ist als unsere.
Istanbul eine pulsierende großartige Stadt mit fast 20 Millionen Einwohnern.
Währenddessen versuche ich nicht vom Ziel meines Aufenthaltes in
der Türkei abzuweichen. Ich habe viele Stunden damit verbracht, die Stadt zu
bereisen, mich mit Touristen zu vermischen, für eine sehr kurze Zeit eine
mehr unter Tausenden zu sein, Topkapi
und die wunderbaren umliegenden Gärten zu besuchen ... und an einen der Filme
des berühmten Spions 007 zu denken. Und so komme ich zum Ausgangspunkt, zum
Leitmotiv unserer Reise in die Türkei.
Als Biographin von Emilie und Oskar Schindler und in Anbetracht
dessen, dass meine Forschung noch nicht abgeschlossen ist, arbeite ich an einer
wissenschaftlichen Publikation. Ein Punkt, der noch nicht vollständig geklärt
ist, sind die Aktivitäten von Oskar Schindler im Geheimdienst von Admiral Wilhelm Canaris. Aktivitäten, die
1935 begannen und sich bis August 1945 streckten, als Canaris von seinen
Pflichten als Leiter des Geheimdienstes des Dritten Reiches enthoben wurde,
ein Monat nach dem Attentat von 20.Juli 1944.
Im Jahre 1940, vor genau 78 Jahren, erhielt Schindler von Oberst Reiche eine geheime Mission mit Ziel in ISTANBUL.
In Istanbul musste er Informationen von seinen eigenen
Geheimdienstkollegen erhalten, die vor einiger Zeit in dieser Stadt waren. Die
Türkei war in Kriegszeiten ein neutrales Land und daher ein Treffen von Spionen
aller Nationalitäten. Hier waren nicht nur Spione sondern auch Vertreter des
JOINT, der Haggada, Sozialisten, Kommunisten, Juden, die auf ein Visum nach
Palästina warteten. Palästina, kein Zuckerlecker für Juden zu jener Zeit in
Anbetracht der schrecklichen Pogrome, die von den Arabern mit den Juden in dem
sogenannten englischen Mandat eingeleitet wurden. Die Engländer, um Ruhe zu
bewahren, hatten wirklich in dieser Hinsicht nichts getan und ignorierten die schrecklichen Gräueltaten der Araber, die
zu jeder Zeit und Ort aus ihren
Taschen scharfe Messern zogen um
wehrlose Juden auf der Straße zu erstechen.
So war es in jenen Jahren, als Schindler das Café
"Germania" in Istanbul besuchte, so wie Emilie Schindler selbst mir
erzählte.
Mein höchstes Anliegen
ist jetzt danach gründlich zu recherchieren. Ich suche unermüdlich weiterhin
hier und dort und überall. Nehme Kontakt mit Menschen auf, und am Anfang war es
ziemlich entmutigend, und ich brauchte
eine wahre Detektivstrategie zu entwickeln. Nach langen und teuren Recherchen machte ich jemand ausfindig. Eine
Frau Nazan, Besitzerin eines alten Cafés hier in Istanbul, ganz in der Nähe von
Ayasofia, hinter den ehemaligen Mauern
von Konstantinopel, Zentrum der
Altstadt.
Telefonisch hatte sie versprochen, ich rief sie mindestens 7 Mal
an, mir ein paar Kartons mit alten
Dokumenten zur Verfügung zu stellen, die sie im Keller ihres Cafés hatte. Der Keller, wie wir nachher erwiesen
haben, ein dunkler und feuchter Ort mit
einem starken Geruch nach Gewürzmischung, Katzenurin, wo viele Säulen die alte
Struktur des Gebäudes stützten. Wir suchten unermüdlich, aber die meisten alten
Dokumente, Fotos, waren auf Türkisch, etwas auf Englisch und ein paar Schriften
in Sütterlin . Was für eine Fundgrube für unsere Sprachignoranz!!! Es war wie nach einer Nadel im Heuhaufen zu
suchen. Aber fast am Ende konnte ich etwas erspähen, ein kleines Licht in
diesem schmutzigen und dunklen Keller. Auf einem gelblichen Stückpapier entdeckte ich das Wort "Park
Hotel" und machte ein Foto mit meinem Handy.
Schon müde und ohne viel Hoffnung verabschiedeten wir uns von
Frau Nazan und versprachen, dass wir sie eines Tages wieder besuchen würden.
Im Hotel und nach dem
Abendessen beobachtete ich das Foto nachdenklich. Der Name "Park
Hotel" sagte mir nichts. Am nächsten Morgen informierte ich mich an der
Rezeption beim "Park Hotel",
im Taksim Viertel. Dahin begab ich mich mit meinem treuen Mann und Begleiter bei vielen dieser Abenteuer. Der Taxifahrer, ein Mannmittlerer Alters und gut informiert über die Stadt erklärte,
dass das Hotel neu ist, aber das alte „Park Hotel“ stand vor
Jahren dort und war abgerissen worden
und auf dem gleichen Gelände das
neue erbaut. Er fügte hinzu , dass das
alte Hotel eine Bar mit deutschem Namen
hatte. Ich fragte ihn warum. . .? Die Antwort wurde vor meinen Augen
beim Erreichen der Hoteltür vorgelegt In einem Nebengebäude funktioniert das
deutsche Konsulat, und es stand immer dort. . .