Mittwoch, 25. Dezember 2019

Herzliche Grüße aus dem Süden des Südens. Saludos cordiales désde Sudamerica. Greetings from Southamerica

Buenos Aires, eine Hauptstadt im Süden Südamerikas, genau 8 Uhr morgens am Weihnachtstag. Ganz unübliche und traurige Weihnachtstage der Rezession wegen, der großen politischen Missverständnisse, die das Volk seit Jahren erleben muss.

Vor ein paar Tagen kündigte die neue Regierung die frisch eingeführten  Wirtschaftsmaßnahmen an. Eine starke Peitsche für die Mittel- und unteren Klassen an. Wieder sind die Leidtragenden die Armen und Ärmsten. Die Reichen, die Oberen zehn Tausende  bleiben wohlbehütet. Selbstverständlich wiederspiegelt sich die Lage im Alltagsleben. Die Menschen werden aggressiver, ungeduldiger, mürrischer. Man wird mit solcher Situationen tagtäglich konfrontiert. Von der Regierung aus nur Palaver, Palaver, leere Diskurse, die mit literarischen Redewendungen und viel Schnorkelei geschmückt werden. Die vielen Versprechen vor den Wahlen werden jetzt leer. "Das, was ich mit dem Mund sage, radiere ich gleich weg mit dem Ellenbogen. . .auf Spanisch, lo que digo con la boca, lo borro enseguida con el codo. . .. Der amtierende Präsident widerspricht sich Monat für Monat, und der alte, genau so gleich. Seit wann hat Argentinien keinen richtigen Politiker an der Macht? Seit Alfonsin, Illia, Frondizi und danach. . . Palavar, Palaver, Palaver.

Mit solchen Gedanken mache ich mich mit Madame Daphne auf den Weg. Eine gute Stunde  bin ich mit ihr jeden Morgen unterwegs. Sie und ich genießen diese  Zeit zusammen. Die gehört nur uns! Heute war aber anders. Menschenleeren Straßen, hier und da ein Frauchen oder Herrchen mit Hundi. An der Ecke eine Polizeistreife kontrollierte Obdachlosen, die leider viel zu viel und immer mehr in dieser Stadt aber auch im Landesinnern gibt. Eine schreckliche Landschaft unseres Landes ist diese neue Misere.

Am nah gelegenen großen Einkaufszentrum in meinem "vornehmen" Stadtviertel wurde in diesem Jahr keinen Weihnachtsbaum gestellt. Ich vermisste die Pracht und fragte einen Wächter beim Vorbeigehen, die Antwort klang krass und erschreckend: Die Verwaltung der Shopping traf diese Entscheidung um Gewaltakten zu vermeiden. . . Wieso? Welche Gewaltakten? Ja, wie den Weihnachtsbaum anzuzünden. . . Tolle Weihnachtsargumente,  es weihnachtet sehr , eine schöne Bescherung.

Nach  dem langen Spaziergang mit Madame Daphne gingen wir wieder heim. Wie gestalte ich heute den Tag? Arbeiten und wieder arbeiten an einem Projekt für Moskau.

Im Hintergrund tönt Musik, George Michael , etwas Nostalgie gehört dazu, "Last Christmas". Ich höre sehr gerne Musik aus den 80er, ein Reviver für etwas, was nicht mehr zurück kehren wird. Etwas, was mich in eine andere Zeit versetzt. . . und lässt manche Ereignisse der Vergangenheit , mindesten für kurze Zeit wieder leben.

An allen Freunden von Übersee ein frohes Weihnachtsfest und Chanukkafest. Mit liebem Gruß  

ERIKA   ROSENBERG