Mit diesem Satz aus dem Talmud beendete Frau Prof. Erika Rosenberg ihren beeindruckenden Vortrag an der Tourismusschule Retz. Frau Rosenberg ist in Argentinien aufgewachsen, wohin ihre Eltern vor Beginn des 2. Weltkrieges fliehen mussten.
„Die Familie waren immer nur Vati, Mutti, Schwester und ich.“ erzählte sie in ihren so lebendigen Ausführungen. Das Verschweigen der im Holocaust ermordeten Verwandten machte die kleine Erika umso neugieriger und sie begann, sich später auch beruflich als Historikerin intensiv mit dieser Zeit auseinanderzusetzen. Im Zuge ihrer Forschungen stieß Erika Rosenberg auf das Ehepaar Emilie und Oskar Schindler.
Der Lebemann Oskar Schindler hatte mit den Nationalsozialisten zusammengearbeitet und eine Fabrik in Polen übernommen. Dort arbeiteten 1200 Zwangsarbeiter aus dem nahegelegenen Lager. Die Familie Schindler erkannte, wie schrecklich die Menschen im Lager behandelt wurden, wie wenig deren Leben für die Nazi-Schergen zählte. Besonders Lagerkommandant Amon Goeth zeichnete sich durch rohe Gewalt und menschenunwürdige Willkür aus. Als das Lager geschlossen werden und die Insassen in Ausschwitz vergast werden sollten, gelang es Emilie und Oskar Schindler, diese 1200 Menschen nach Brünnlitz in Tschechien zu retten. In Brünnlitz übernahm Emilie auch einen anderen Transport von 120 fast verhungerten und erfrorenen Arbeitern, die sonst erschossen worden wären.
Frau Rosenberg bemüht sich intensiv, durch ihre Vortragstätigkeit zu informieren, Parallelen zur Gegenwart herzustellen und um Gerechtigkeit für Emilie und Oskar Schindler. Die beiden haben nicht nur ihr Leben für andere riskiert, sondern auch ihr gesamtes Vermögen für die Rettung jener Menschen aufgewendet, die ihnen immer wichtiger wurden. Sie starben völlig verarmt. Steven Spielberg, der ihr Schicksal verfilmte, sowie offizielle Stellen verweigerten ihnen zeitlebens finanzielle Unterstützung. „Nur für Fotos waren immer alle da“, meinte Frau Rosenberg während ihres Vortrages.
Die vielen Schüler, Lehrer und Gäste, die diesem spannenden Vortrag lauschten, nützten im Anschluss noch die Zeit für ein Gespräch mit Frau Rosenberg oder zum Signieren ihrer Bücher. Frau Direktorin Barbara Sablik-Baumgartner, Bürgermeister Helmut Koch, Vizebürgermeister Alfred Kliegl, Alexander Ipp und viele andere Zuhörer zeigten sich sehr bewegt und bedankten sich für das Engagement und die Arbeit von Frau Rosenberg.