GEGEN DAS VERGESSEN
Vortrag von Emilie Schindlers Biografin im Studium Generale
- Erika Rosenberg-Band ist Journalistin, Autorin, Übersetzerin und Dolmetscherin. Sie war Dozentin am Goethe-Institut sowie im Auswärtigen Amt. 2014 wurde ihr das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland am Bande verliehen. Fotos: Hochschule Reutlingen / Müller
Während in der Hauptstadt die Veranstaltung „Berlin trägt Kippa“ Position gegen Antisemitismus in Deutschland bezog, fand Mittwochabend im Studium Generale in Reutlingen ein Vortrag über Emilie und Oskar Schindler statt. Erika Rosenberg-Band, Biografin und enge Vertraute von Emilie Schindler, erzählte von ihren Gesprächen und Erinnerungen und von ihren jahrelangen historischen Nachforschungen, die in mehrere Bücher geflossen sind.
„Ob er ein Nazi war?“ – Auf die Frage nach ihrem Ehemann Oskar habe Emilie Schindler meist so geantwortet: „Damals musste man mit den Wölfen heulen“, erzählt Erika Rosenberg-Band im Studium Generale. Auch wenn das Ehepaar Schindler durch den preisgekrönten Film von Steven Spielberg große Bekanntheit erlangte, ist der Spielfilm „historische Fiktion“, wie die Schriftstellerin, Übersetzerin und Dozentin Rosenberg-Band an zahlreichen historischen Details in ihrem Vortrag belegt hat. Fakt ist, dass die Schindlers 1.200 Menschen das Leben gerettet haben. Dafür haben sie ihr gesamtes Vermögen aufgebracht, was heute 26 Millionen Euro entspräche, wie Rosenberg-Band erklärte. Sie haben Zivilcourage gezeigt, die gefährlich war. Denn Juden im Alltag mit Menschlichkeit zu begegnen, war unter strenger Aufsicht kaum möglich. Dennoch ersetzte Emilie Schindler beispielsweise einem jüdischen Arbeiter die zerbrochene Brille. Und als ein fehlgeleiteter Transport mit 100 Juden bei ihr in der Fabrik ankam, zögerte sie nicht, die Menschen aufzunehmen, die sonst umgehend ermordet worden wären. In der Darstellung Spielbergs wurde ihr persönlicher Einsatz übergangen, davon ist Rosenberg-Band überzeugt.
Die Autorin wurde 1951 in Argentinien geboren, ihre Eltern waren Mitte der 1930er Jahre aus Deutschland geflohen. Als Historikerin war sie von Emilie Schindler, die sie in Argentinien kennengelernt hatte, begeistert. Ihr Vorschlag, die Lebenserinnerung von Emilie Schindler als Biografie zu verfassen und zu veröffentlichen, kam an. Und ihre Begeisterung und Bewunderung hat bis heute nicht abgenommen: „Weil sie Menschen gerettet hat“, so Rosenberg-Band, und weil sie die Menschlichkeit in schweren Zeiten bewahrt habe.
„Man darf das nicht vergessen!“, lautet der Appell von Erika Rosenberg-Band. Denn gerade angesichts aktueller Entwicklung sei es wichtig, sich zu erinnern – um heute und in Zukunft friedlich zu leben.