Oskar und Emilie Schindler – Die unbesungenen Helden
31. Mai 2017
Schindler Biographin an der Jeanette-Wolff-Schule am Markt
Was Prof. Erika Rosenberg-Band Schüler/innen der Stufen 9 und 10 vormittags im Unterricht im Rahmen eines Workshops vermittelte, kann selbst Wikipedia nicht leisten. Geschichtsunterricht der besonderen Art über das Leben und Wirken der Eheleute Oskar und Emilie Schindler, die im Zweiten Weltkrieg 1200 jüdische Zwangsarbeiter vor dem sicheren Tod in den Nazi-Vernichtungslagern retteten. Am Nachmittag hielt sie dann unter dem Titel „Gegen das Vergessen unbesungener Helden“ vor 70 HauptschülerInnen und einigen interessierten Besuchern im Kulturzentrum Mengeder Saalbau einen ca. 60minütigen Vortrag über die in vielen Gesprächen mit Emilie Schindler – also aus erster Hand – erhaltenen Informationen.
Erika Rosenberg-Band und Emilie Schindler lebten beide in Argentinien, als sie sich im Jahre 1990 kennenlernten. Oskar Schindler war zu diesem Zeitpunkt bereits seit 16 Jahren tot. Im Laufe der vielen Interviews über die Lebensgeschichte der Schindlers entwickelte sich eine enge Freundschaft. Ihre intensiven Gespräche führten zu über 70 Stunden Tonbandaufnahmen, aus denen Rosenberg-Band 1997 die Biografie „In Schindlers Schatten“ fertigte. Als Emilie Schindler ihren Lebensabend unbedingt in Deutschland verbringen wollte, organisierte Frau Rosenberg-Band den Umzug und als Emilie Schindler im Alter von 93 Jahren im Jahre 2001 verstarb, auch ihre Beerdigung. So wurde sie auch Nachlassverwalterin der Schindlers, verfügt deshalb über viele Dokumente, deren Originale sich im Haus der Geschichte in Bonn befinden.
Im Workshop wurden die Schüler/innen deshalb nicht mit trockenem Stoff gelangweilt. Erika Rosenberg-Band hatte Kopien der Originaldokumente dabei. Zum Beispiel: Grundriss, Bauplan, Bilanzen und Feuerversicherungsschein von Oskar Schindlers Emaillenwarenfabrik (DEF)*, in der er in der Nähe von Krakau fast 800 Arbeitskräfte beschäftigte.
Die im Workshop vermittelten Inhalte gewährten auch tiefe Einblicke in die Person Oskar Schindlers: NSDAP-Mitglied seit 1939, Spion für die Abwehr der Wehrmacht, Unternehmer im 3. Reich, Lebemann und Frauenheld. All das konnte die Liebe Emilies zu ihrem Ehemann nicht erschüttern. Die Ehe wurde – obwohl sie später viele Jahre getrennt lebten – nie geschieden. Gemeinsam entwickelten sie das Verlangen, so viele Juden wie möglich vor den Nationalsozialisten zu retten. Schlussendlich waren beide nicht nur bereit, ihr gesamtes Vermögen für dieses Ziel auszugeben, sie setzten sogar ihr Leben aufs Spiel.
Die ausgestellten Exponate, die auch die nach dem Krieg verliehenen Auszeichnungen (u.a. das Bundesverdienstkreuz) der Schindlers umfassten, das Studium der Geschichtsbücher sowie die Recherche im Internet, vermittelten den Jeanette-Wolff-SchülerInnen im Rahmen des Workshops ein umfassendes Bild über ein herausragendes Beispiel von Zivilcourage in dem wohl dunkelsten Kapitel der Deutschen Geschichte. Natürlich gehörte auch die Aufführung von Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ dazu.
*Im Oktober 1939 übernahm Schindler eine stillstehende Emaillenfabrik in Zabłocie bei Krakau, die er zunächst pachtete und später erwarb. Durch Schwarzhandel erarbeitete er sich ein Vermögen. Blech war zu Kriegszeiten knappe Ware. Seine kleine Fabrik stellte zunächst unzerbrechliches Küchengeschirr für die Wehrmacht und den Schwarzmarkt her (aus: Wikipedia).