Nach einer Odyssee mit der Bahn, unheimlichen Verspätungen, ein Güterzug blieb vor unserem ICE defekt stehen, und anderen "Gewürzen über Erfurt kamen wir nun in Dresden endlich. Gegen 23 Uhr erreichten wir das noblen 5 Sternen Hotel Steigenberger. Nach dem Einchecken begaben wir uns zur Bar und tranken ein Glas Rotwein um uns ein bisschen die Seele zu stärken. Wir gerieten in tiefe Themen mit meinem Mann wie Globalisierung, Neugestaltung aller Städten, neue Konzepte und vor allem, die Welt, in der wir heute leben, ist nicht mehr die von gestern. Wir plauderten und plauderten selig, auch über Stefan Zweigs Werk "Die Welt von Gestern".
Einerseits sind wir sehr dankbar, dass wir mit unserem Alter noch diesen "neuen" Modernismus erleben dürfen und vor allem, dass es vieles richtig bewusst ist. Wir haben gelernt im Leben alle Lebensformate "zu akzeptieren" und auch respektieren. Obwohl manches wirklich sehr merkwürdig ist, findet bei uns immer einen positiven Platz!
Gestern Sonntag kam Christian Mumme im Auftrag der KAS, Dresden und fuhr uns zum Schloß Weesenstein, wo die Veranstaltung um 10 Uhr stattfinden sollte.
Das Schloß wurde 1575 auf einem Felsen errichtet und diente als Zuflucht für die Vertriebenen aus Schlesien nach Kriegsende. Auch berühmte Präziositäten Gemälde, Skulpturen, Reliquien wurden dort versteckt und so konnten sie das Zerbomben der Stadt durch die Briten in den letzten Kriegstagen auf Zivilbevölkerung. Eine betagte Dame erzählte mir gestern aus ihren Erinnerungen, sie war zu dem Zeitpunkt klein, es war Tag und plötzlich kam vom Horizont eine Herde von Flugzeugen, die den Tag in Nacht verwandelten und die Stadt in Schutt und Asche.
Ca. 20 Zuhörer trudelten in den Konzertsaal pünktlich ein. Zuerst wurde ein Frühstück angeboten und dann fing ich mit meinen Ausführungen an.
Es kamen Fragen aller Art, diesmal nicht von Schülern, sondern von Erwachsenen, die ein ganz anderes Verhältnis zur Geschichte haben.
Die Veranstaltung sollte um 12 Uhr zu Ende gehen aber durch die Fragen, den Austausch mit den Anwesenden bis ca. 13 Uhr ging. Es war wieder ein gewonnener Vormittag, mit lieben Menschen um mich herum.
Danach fuhren wir nach Dresden zurück und wir erkundeten die Stadt. Mich überraschte die großen Veränderungen in Dresden, wir waren hier vor Jahren, wir sind einfach sehr begeistert davon. Wenn es nicht so kalt gewesen wäre, wäre unsere Wanderung länger gewesen. Um den Abend abzuklingen, aßen wir im Augustiner. . . wie in München. Interessant zu sehen, wie die Sachsen, sich als Bayern begeben wollen, was es wirklich nicht gelingt. Die Sachsen sind auch super nett und freundlich und ihre Identität gefällt uns sehr. Individualität gehört immer dazu!
Heute setzen wir die Fahrt in Richtung Zwickau fort, wo am Abend eine Veranstaltung an dem Käthe-Kollwitz Gymnasium habe und von dort am Abend , fahren wir nach Leipzig weiter. Währenddessen sehe ich viel, erlebe viel mehr, beobachte ich um so mehr! Diese Welt ist nicht mehr, die von gestern. . .
Aus dem Tagebuch einer Autorin, die zwischen den Welten immer pendelt zusammen mit ihrem loyalen Ehemann Josecito!