Donnerstag, 27. September 2012

Eine mutige Frau: Gespräch über Emilie und Oskar Schindler in Gera

Vom Engagement von Emilie und Oskar Schindler für die Juden während der Nazi-Zeit wird die Familienbiografin Erika Rosenberg-Band am 2. Oktober im Geraer Rathaussaal sprechen

Porträt

Gera. Seit dem Kinofilm "Schindlers Liste" sind Oskar und Emilie Schindler den meisten Menschen hier ein Begriff: Das Ehepaar rettete während der Zeit des Nationalsozialismus mehr als 1200 Juden das Leben. Erika Rosenberg-Band, die Biografin der Schindlers, wird am 2. Oktober, ab 17.30 Uhr, im Geraer Rathaussaal über das Engagement der Schindlers und insbesondere über das Leben der mutigen Ehefrau Emilie berichten.

"Die Buchlesung ist vor allem für die Schüler aus den höheren Klassen von Gymnasien und Regelschulen gedacht. Natürlich sind uns auch alle anderen Interessierten willkommen," sagt der Geraer Verleger Erhard Lemm. Der Lions Club Gera, zu dessen Vorstand Lemm gehört, habe die Schindler-Biografin nach Gera eingeladen. Auch Oberbürgermeisterin Viola Hahn (parteilos) habe ihr Kommen zugesagt.

Erika Rosenberg-Band hat es sich zur Aufgabe gemacht, über das mutige Leben vor allem der Emilie Schindler zu informieren und über das Schicksal jüdischer Menschen unter der Nazi-Herrschaft aufzuklären. Immer wieder führen die Biografin, die als Nachfahrin einer jüdischen Flüchtlingsfamilie in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires lebt, Vortragsreisen durch Mitteleuropa.

"Durch die internationale Verbindung der Lions ist es gelungen, dass sie auf ihrer Reise in diesem Jahr nun auch für einige Tage nach Gera kommt", sagt der Geraer Club-Präsident Dr. med. Michael Pannach. Sie erzählt als eine enge Vertraute von Emilie Schindler und Zeitzeugin der zweiten Generation über Oskar Schindler und seine Frau.

Im Jahr 1990 hatte sie Emilie Schindler kennengelernt. Ihre intensiven Gespräche führten nicht nur zu einer vertrauten Freundschaft, sondern auch zu mehr als 70 Stunden Tonbandaufnahmen. Aus denen entstand im Jahr 1997 die Biografie "In Schindlers Schatten". Als Emilie Schindler am 5. Oktober 2001 starb, wurde Erika Rosenberg-Band eine ihrer Erben. Zuvor hatte sie noch die überarbeitete Biografie der Schindler-Witwe unter dem Titel "Ich, Emilie Schindler" und die ihres Mannes als "Ich, Oskar Schindler" veröffentlicht.

Erika Rosenberg ist tätig im argentinischen Auswärtigen Amt, wo sie zukünftige Diplomaten ausbildet. Und sie arbeitet als Übersetzerin und Dolmetscherin. Von Beruf fühlt sie sich noch immer als Lehrerin und mag die Vermittlung von Geschichte als etwas Lebendiges. Historische Fakten will sie vermitteln und auch wichtige Werte wie Zivilcourage Moral, Solidarität, Freiheit.

Und Erika Rosenberg-Band ist auch eine Nachfahrin des Erfinders des Bandoneons, eines von Heinrich Band konstruierten Handzuginstruments, das aus der Mitte des 19. Jahrhundert in Sachsen erfundenen Konzertina entwickelt wurde und ohne das der argentinische Tango undenkbar ist.

Die Eltern von Erika Rosenberg-Band waren aufgrund ihrer jüdischen Abstammung gezwungen, 1936 nach Südamerika auszuwandern. "Ich wurde 1951 geboren und habe diese Zeit daher nicht mehr miterlebt, aber erzählt haben sie mir von ihrer Geschichte auch nichts", sagte sie im vergangenen Jahr in einem Interview auf einer Vortragsreise durch Deutschland. "Das Thema Holocaust war ein Tabu." Emilie Schindler hatte sie versprochen, "ihre Geschichte so zu vermitteln wie sie mir erzählt hatte. Und diesem Versprechen fühle ich mich verpflichtet."

"Ihre Vorträge sind somit für Schüler erlebte Geschichte, mit der Tatsachen rüberkommen", sagt der Lions-Präsident Pannach. Vorbereitend zu dem Vortrag in Gera werde es in Kürze auch Bücher von Erika Rosenberg-Band geben, kündigt Verleger Lemm an. Als Partner sei dafür die Kanitzsche Buchhandlung gewonnen worden. Und natürlich werde es die Bücher an dem Vortragsabend, am 2. Oktober, im Rathaussaal geben. "Die Autorin wird sie dann auch gern signieren", sagt. Lemm. Der Eintritt zu dem Vortrag ist für die Besucher frei.

Angelika Munteanu / 13.09.12 / OTZ