BIOGRAFIN ÜBER JUDEN-RETTER EXKLUSIV FÜR ABONNENTEN Als die „Gerechten unter den Völkern“ in Regensburg lebten von Christian Eckl 03. Oktober 2022 12:00 Uhr.
03.10.22, 15:16 Als die „Gerechten unter den Völkern“ in Regensburg lebten - Regensburg - Mittelbayerische https://www.mittelbayerische.de/region/regensburg-stadt/als-die-gerechten-unter-den-voelkern-in-regensburg-lebten-21178-art2158494.html 2/5 REGENSBURG. Die Biografin von Oskar und Emilie Schindler kommt in die Domstadt für einen Vortrag. Im Gespräch mit der MZ schildert die Erbin des Nachlasses der Juden-Retter, was sie so besonders macht.
Die Welt kennt die Geschichte von Oskar und Emilie Schindler spätestens seit einem Hollywood-Blockbuster: Steven Spielberg verfilmte mit „Schindlers Liste“ eine Geschichte, die unglaublich menschlich ist. Der Film erzählt von dem Fabrikanten Oskar Schindler und seiner Frau Emilie, die – unter Einsatz ihres eigenen Lebens – Juden vor dem sicheren Tod in den Gaskammern retten. Schindler erstellte eine Liste von Juden, die in seiner Fabrik arbeiteten – und die so vor der Deportation bewahrt wurden. Das Ehepaar Schindler lebte zwischen 1945 und 1950 in Regensburg, zunächst am Watmarkt 5, später in der Alten Nürnberger Straße 25. Noch heute erinnert eine Gedenktafel an Schindler. Die in Argentinien lebende Wissenschaftlerin Erika Rosenberg lernte Emilie Schindler 1990 in Buenos Aires kennen. Die zahlreichen Gespräche und Recherchen waren daraufhin Stoff für mehrere Biografien über das beeindruckende Ehepaar Schindler, deren Helfer und Helferinnen, aber auch Gegnern. Erika Rosenberg verwaltet als Erbin den Nachlass der Schindlers, die als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt wurden. Rosenberg begleitete Emilie bis zu ihrem Tod am 5. Oktober 2001. „Emilie und Oskar Schindler hatten nicht nur Menschlichkeit, sondern viel Zivilcourage“, erzählt Rosenberg im Gespräch mit der Mittelbayerischen.
Rosenberg nennt eine Zahl: „2000 Tage lang haben sie 1200 Juden geschützt“, sagt Rosenberg. „Das heißt, ihr Einsatz war nicht nur die Aktion eines Tages.“ Die Rettung der berühmten „Schindler-Juden“ fing schon 1938 an, als Oskar tschechische Juden nach dem Einmarsch der deutschen Truppen am 1. Oktober 1938 im heutigen Tschechien „in seinem AutoKofferraum versteckte und diese zur polnischen Grenze schmuggelte. Emilie tat desgleichen“, so Rosenberg.
Unter Lebensgefahr setzten sich die Schindlers laut ihrer Biografin für die Menschen ein, die dem Rassenwahn zum Opfer fallen sollten. Nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg ließen die Schindlers ihre Fabriken in eine Art Nebenlager umfunktionieren, sie kasernierten die jüdischen Zwangsarbeiter in Baracken auf dem Hinterhof, errichteten eine Krankenstation, eine riesige Kantine und eine Küche. „Der Grund dafür: Oskar hatte von der Endlösung der Juden in Europa auf der Wannsee Konferenz gehört und wollte seine Juden retten“, erzählt Rosenberg, die selbst Jüdin ist. Als man Schindler befahl, eine Fabrik in Süddeutschland zu übernehmen, hätte er seine 1200 Juden zurücklassen müssen. „Er erkämpfte sich – und das hat viel Bestechungsgelder gekostet – die Genehmigung für die Fabrik in Brünnlitz in Tschechien“, erklärt Rosenberg.
Welche Beziehung hatten die Schindlers zu Regensburg? Die Biografin weiß: „Regensburg war die Stadt, die die Schindlers mit offenen Armen im Juni 1945 genommen hat.“ Emilie Schindler war ihr Leben lang dafür sehr dankbar, sagt Rosenberg. Auf Einladung der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde St. Markus in Prüfening, kommt die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und des Austrian Holocaust Award am 11. Oktober nach Regensburg. Der Vortrag in der Sankt-Markus-Kirche in der Killermannstraße beginnt um 19 Uhr.