Das Leben in Zeiten der Pandemie, Teil 5. Willkommen im Wonnemonat Mai. La vida en tiempos de la pandemia. Bienvenidos a Mayo. Welcome in May
Willkommen im Wonnemonat Mai. Eigentlich gibt es von hier aus, viel zu viel zu berichten. Jeden Tag neue Verordnungen, die am Morgen erlassen werden und am Abend nicht mehr gültig sind. Die Regierung tappt im Dunkeln und lässt uns Volk eine übermäßig bitteren Geschmack im Mund. Der Geschmack der Unsicherheit, das Gefühl in einem finsteren Loch gefangen zu sein, mehrere Meter tief in der Erde. Alles scheint hier "unterirdisch" zu sein. Mich erinnert die Lage in Argentinien an ein Buch, was ich vor vielen Jahren gelesen habe: 1984 von Orwell. Ein Big Brother bestimmte und regelte das Leben in einem unterirdischen Bunker nach einem chemischen Krieg... damals Science Fiction,heute dieser Alptraum ist zu unserem Alltag geworden, denn niemand weiß genau wie es wird.
Die Ausgangssperre wurde nun zum 3.Mal verlängert, voraussichtlich bis zum 10.Mai,aber wer weiß es. . .
Da das Land extrem Hochschulden hat und die Regierung hat schon angekündigt, nicht imstande sei, die Schulden zahlen zu können und erwartet, dass Manna vom Himmel runterfalle, profitiert nämlich von der Ausgangssperre. Alle sind zu Hause, die Wirtschaft bewegt sich kaum und solche Maßnahmen, laut der Regierung, die inzwischen unter sich selbst verkracht ist, bedeuten würden, um uns, das Volk vor der tödlichen Seuche zu schützen. Ein Volk braucht Schutz, aber auch eine florierende Wirtschaft. Ich frage mich, welches Argument die Regierung gehabt hätte, wenn es gar keine Pandemie ausgebrochen wäre.
Gestern Abend rebellierte ein Teil des Volkes, nämlich das "denkende, vernünftige, arbeitsame", das nicht von Staatsförderungen profitiert. Um 20 Uhr hörte man das Klopfen von Töpfen aus den Balkonen, Fenster heraus. Es war überwältigend, und warum? Weil die Regierung laut einer Verordnung veranlasste nach einer Meuterei in vielen Gefängnissen, Gefangene rauszulassen, um die Zeit der Pandemie zu Hause zu bleiben. Schlimme Ergebnisse: ein Tag danach überfiel ein Gefangener ein Geschäft. . . ein Mörder tötete wieder. . . Tja, Gefangene auf den Straßen der sonst wunderschönen Stadt Buenos Aires, bieten jetzt eine sehr düstere und gefährliche Landschaft.
So widersprüchlich wird es hier von OBEN gehandelt. Die Guten zu Hause, die Bösen in Freiheit!
Buenos Aires ist umgeben von vielen Elendsiedlungen. Eingenistet mitten der Stadt sind auch einige, die momentan auch kein Wasser haben. Heute hat der Armen Priester Padre Guillermo Torres der Villa 31 bei einem Presseinterview bekannt gegeben, dass es viele mit Corona Virus infiziert sind. Auf die Frage, was wird dagegen gemacht, kam eine sehr traurige Antwort: Halt, was man eben machen kann. . .
Freilich reagiert jedes Land vor einer Seuche anders , vor einem Grenzfall wie jetzt und jeder schaut, was die anderen machen, um der Seuche die Stirn vehement zu bieten. Man bräuchte nicht viel um vernünftige Gedanken zu haben.
In einer Zeit wo es kein Einkommen gibt, werden die Steuer erhöht. Die Politiker wollen auf keinen Grund ihre Gehälter halbieren. Ganz im Gegenteil wurden sie sogar in den letzten Wochen erhöht. Wer soll die Fete bezahlen, wer hat so viel Geld?Alles geht um Pinke, Pinke, aber diesmal ist Fasching vorbei, jedoch sind nicht die Kreuzberger sonst die "Argentinische Nächte" sehr lang und wir, das Volk fragen wir uns, wann geht die Sonne wieder auf?
Allen ein erbauliches und erholsames Wochenende wünschend und mit herzlichem Gruß aus Buenos Aires, die Stadt der guten Lüfte und Tango Musik.
Aus dem Tagebuch einer Autorin, die zwischen den Welten pendelt, jetzt aber aus Buenos Aires berichtet.