Mittwoch, 25. März 2020

Das Leben in Zeiten des Corona Virus, Teil 2. La vida en tiempos del Corona, parte 2. Life in the time of Pandemie, Part 2

Buenos Aires, 17.30 Uhr eines unüblichen Mittwochs im herbstlichen Monat März. 5.Tag der Ausgangssperre. Ausnahmezustand. . . und manche begreifen es nicht, dass soziale Distanz das Wichtigste ist, um die Ausbreitung des Corona Virus zu drosseln.

Buenos Aires hat insgesamt 110 Ein-/Ausfahrten, von denen nur noch ein paar offen  und  unter starken Kontrolle bewacht sind. Man darf nur mit gültigen Passierscheinen durch und trotzdem sind manche immer die Dümmsten, die gegen das Gesetz verstoßen. Wie Albert Camus einmal schrieb: Die Dummheit ist immer beharrlich. Oh, nein  der Mensch lernt ja nicht.

Gestern schien die Sonne aus einem Seiden blauen Himmel, die Temperatur stieg unüblich im Herbst bis auf 32 Grad Celsius und viele trauten sich trotz Ausgangssperre rauszugehen,  typisches Argument: Ich gehe zum Supermarkt, in die Apotheke, habe ältere Familienmitglieder, die ich besorgen muss. . .andere auf der Autobahn bei einer Kontrolle wurde von der Polizei einfach geschnappt. Warum? er hatte im Auto Surfbretter und wie er sagte kam aus Brasilien, wie es ihm über die Grenze gelang, wahrscheinlich  funktionieren dort auch nicht die Kontrollen, ist es mir persönlich ein Rätsel. Jedenfalls wurde er mit der Polizei zu einer Domizil, was er angab von seinen Eltern, gebracht mit der Warnung 14 Tage zu Hause zu bleiben. Aber heute wurde der junge Mann wieder an einem Badeort an der südatlantischen Küste angehalten. . . Und das ist ein grobes Beispiel, das wir hier im Lande  leider Gottes multiplizieren sollen.

Die Regierung bleibt strikt und heute verschärfte die Kontrollen. Bei einem meiner kurzen "Spaziergängen" mit Madame Daphne -um den Häuserblock- sah ich vor einer Stunde einen jungen Polizisten mit Atemmaske eine ältere Frau anhaltend. Die Frau hatte ihren Personalausweis  herausgenommen und der Polizist notierte die Nummer in einem Block. Als ich wieder an diese Ecke 7 Minuten später vorbeiging hielt er ein Pärchen, man darf nicht zu zweit auf die Straße gehen. Gleiche Prozedur wie bei der älteren Frau. . . Manche  "müssen" leider bestraft werden um das zu begreifen. Tja, wir leben  in einer Zeit, wo  viele Menschen wie Androiden sind, humanoid,einfach humanoid. Wir verleihen ihnen Werte, Gefühle, Handlungen, die sie nie haben werden und auch niemals gehabt haben.

 Apropos  "Spaziergänge" mit Madame Daphne.  200 Meter von uns um die Ecke ist ein Hochhausgebäude aus den 30 er Jahren. Der Eingang ist  ausgerechnet in der Ecke. Der Bewohner der Wohnung in der Parterre scheint immer seine Wohnung zu entlüften und hat Fenster auf, von morgens bis abends. Normalerweise gehe ich meinen Weg mit Daphne ohne nach rechts oder links zu schauen, aber an diesen Tagen wächst meine Neugierde auf der Straße und ich warf heute morgen einen kurzen Blick in den Raum, was ich denke, es ist die Wohnstube. Plötzlich blieb mein Blick an einem Porträt von Anna Frank hängen. Ich fragte mich sofort, was macht das Porträt von Anna Frank dort, warum? Das werde ich ja niemals erfahren, aber  auf jeden Fall hat mich der Gedanke den ganzen Nachmittag befasst. Die Menschen hier wollen nicht to stay at home, nicht zu Hause bleiben, nicht mal eine kurze Zeit um sich und andere vor der schleichenden Seuche zu schützen mit der Sicherheit und Gewißheit, dass dies auch  bald ein Ende haben wird. Wie war es mit Anna Frank? War sie nicht  2 und halb Jahren in einem Keller versteckt und war dieses Versteck nicht die Rettung. Was  geschah dann als sie  das Versteck verließ?

Jeder, der denkt ein paar Wochen ist das ganze Leben und wir würden "zugrunde gehen", wenn wir unsere Nägel  nicht machen lassen können, oder einfach zum Freisseur zu gehen, oder sich mit der Clicke treffen. . . bitte in so einer Situation das sind extreme Banalitäten und daher  behaupte ich immer wieder wie oberflächlich manche Menschen sind. Androiden???

Schade oder eben nicht, dass meine Eltern nicht mehr leben, aber wie war es damals? Sie überlebten 2 Weltkriege, Hungernöte, Flucht, die Entwurzelung der Heimat, das Verlieren  der Familienmitglieder, das Einleben in einem fremden und rassistischem Land wie Argentinien damals  war. Wie schwer unsere Eltern arbeiten mussten, alle nämlich, meine und auch andere, die in der Heimat blieben und auch  Deutschland aus den Trümmern des Krieges heraus holen mussten. Meine Herrschaften, sie haben es nicht besser gehabt. Man wurde viele Jahre mit alles und vor allem Frieden und Wohlstand verwöhnt und hier in Argentinien  trotz so vielen Wirtschaftskrisen mit vollem Bauch gingen  an die Barrikaden, Peronisten gegen Radikalen , Regierende gegen die Opposition.... Jetzt sind zum Glück alle einig, es gibt  einen einzigen Feind! Das Bla, bla, bla der Politiker war und ist teilweise zum Kotzen hier in Lateinamerika: Lopez Obrador in Mexiko schickt Menschen ins  Restaurant anstatt einen Ausnahmezustand zu verordnen, Bolsonaro in Brasilien  behandelt das Corona Virus wie "ein Vogelschiss", was mich an Gauland erinnert, mein Gott wie grotesk ist diese Welt.  Und Tramp????

Inmitten des Unglücks der Seuche und der schrecklichen Wirtschaftslage Argentiniens haben wir hier etwas Glück, denn der Präsident Fernandez  den Gesundheitszustand im Griff hat und momentan hält Cristina Kirchner  ihr arrogantes Maul, das die Justiz ihr schon vor Jahren stopfen sollte.  Wenn es jemand gibt, der gegen das Gesetz verstoßt hat, ist nämlich sie. Sie war vorige Woche in Kuba und holte ihre Tochter mitten der Ausgangssperre ab. Sie ist die Vize und bekommt von uns Volk ein Gehalt. . . Aber was Verbot ist, ist Verbot, oder?

Wir werden aus diesem schwarzen Loch der Ungewißheit, der Angst hieße es in diesem Fall Corona Virus bestimmt heraus, aber mit einer großen Lehre wie Bert Brecht in seinem Lied von der Moldau schrieb:

Das Große bleibt nicht groß, das Kleine nicht klein

Es wechseln die Zeiten

Die Nacht hat 12 Stunden, dann kommt wieder der Tag!


Einen schönen Abend aus Buenos Aires und morgen, morgen wird es schon viel besser!