Dienstag, 9. Juli 2024

Erika Rosenberg-Band in IGS Eisenberg . Emilie Schindler, die Frau neben Oskar Schindler zu seinem 50.Todestag. Große Frauen, große Taten kaum von der Menschheit anerkannt! Emilie Schindler, la mujer llena de coraje civil al lado de Oskar Schindler. Grandes mujeres, grandes actos, los cuales no siempre son reconocidos por la Humanidad.





Wie nah an der Wahrheit ist eigentlich Spielbergs „Schindlers Liste“? Erika Rosenberg-Band findet: Emilie Schindlers Beitrag wird darin zu gering geschätzt. Die Schindler-Biografin trat neulich in der IGS Eisenberg auf - und hatte eine wichtige Botschaft im Gepäck.

An einer Geschichtsstunde der besonderen Art, die selbst ein bestens vorbereiteter Unterricht nicht leisten kann, konnten die Schülerinnen und Schülern der 11. Jahrgangsstufe an der Integrierten Gesamtschule (IGS) teilnehmen. Erika Rosenberg-Band, Nachlassverwalterin und Biografin von Emilie und Oskar Schindler versetzte die Schüler in eine Zeit, in der Zivilcourage nicht selbstverständlich war.

Dazu erzählte sie anschaulich von ihrem Zusammentreffen und der daraus folgenden Freundschaft mit der Witwe von Oskar Schindler, der während des Zweiten Weltkrieges mit Zivilcourage, Mut und Tapferkeit das Leben von 1300 Juden und anderen Zwangsarbeitern vor dem sicheren Tod rettete. Oskar Schindler kaufte mehrere Fabriken im besetzten Polen und ließ die bei ihm beschäftigten jüdischen und polnischen Zwangsarbeiter auf eine Liste setzen. Dadurch dokumentierte er gegenüber der SS, dass diese Menschen unbedingt für die Produktion kriegswichtiger Waren gebraucht wurden und deshalb nicht in das nahe gelegene Vernichtungslager zur Ermordung geschickt werden konnten.

„Vieles falsch dargestellt“

Diese Vorgänge wurden auch dem 1994 entstandenen Film „Schindlers Liste“ von Steven Spielberg zugrunde gelegt. Darin seien aber viele Sachverhalte falsch dargestellt oder gar nicht erst erwähnt, kritisierte Erika Rosenberg. So sei Emilie Schindler im Film nur drei Mal erwähnt worden, „als ob sie nichts geleistet hätte“. „Aber“, so Rosenberg, „ohne seine Frau Emilie hätte Oskar das alles nicht geschafft“. Sie habe nachweislich 120 jüdische Arbeiter vor dem Erschießen gerettet, als sie diese in Abwesenheit ihres Mannes in Schutz nahm. Nach der Verlegung der Fabrik von Krakau nach Brünlitz 1944 war Emilie Schindler fast immer allein vor Ort und sorgte für Lebensmittel und Medikamente. In der Zeit sei Oskar Schindler oft unterwegs gewesen, um Bestechungsgelder für die SS zu organisieren und seine Beziehungen in höchste Parteikreise zu pflegen.

Diese Bestechungen waren wichtig, damit er seine Geschäfte und die damit verbundene Rettung von Menschenleben ungestört ausüben konnte. Ebenso gute Verbindungen hatte Schindler mit dem berüchtigten Lagerkommandanten Amon Goeth. Ihm war Emilie Schindler einmal begegnet und schilderte ihn später als „gespaltene Persönlichkeit“ und „blutrünstiges Monster“. Goeth ließ willkürlich Lagerhäftlinge erschießen und habe sich selbst „einen Spaß“ daraus gemacht, Schießübungen auf Häftlinge zu machen.


Erika Rosenberg erzählte auch, wie sie Emilie Schindler 1990 kennenlernte. Diese lebte ganz zurückgezogen und fast vergessen in der Nähe von Buenos Aires in Argentinien. Rosenberg, die als Tochter emigrierter deutscher Juden 1951 ebenfalls in Buenos Aires geboren wurde, führte mit der Witwe Oskar Schindlers ausführliche Gespräche und schrieb auf dieser Grundlage unter anderem die Biografie des Ehepaares Schindler. Den 1974 verstorbenen Oskar Schindler habe sie nicht persönlich gekannt, so Rosenberg. Er sei nach dem Urteil seiner Frau zwar ein unanständiger Lebemann gewesen, habe aber doch „eine große Leistung vollbracht“.


Mit seiner Witwe habe Rosenberg eine enge Freundschaft verbunden. Beide haben etliche Reisen in europäische Länder unternommen und sie erfüllte auch den letzten Wunsch von Emilie Schindler, in Deutschland beerdigt zu werden. Sie starb 2001 im Alter von 96 Jahren und wurde in Frankfurt am Main, der Heimatstadt ihres Ehemannes, beigesetzt. Und Rosenberg zitiert am Ende ihrer Darstellungen nochmals Emilie Schindler mit deren Aussage: „Wir waren keine Helden, wir haben nur getan, was wir tun mussten“. Erika Rosenberg gab den Schülern mit auf ihren Weg, das „Allerwichtigste ist Mensch zu sein. Alle Menschen sind gleich“. Dies dürfe gerade in „turbulenten Zeiten“ wie den heutigen nicht vergessen werden.