Eisenberg
Das Erbe des Ehepaars Schindler
Wie war das damals vor 1945? Was hat sich in dieser Zeit ereignet? Wer hat welche Rolle gespielt? Auf diese Fragen haben 60 Mädchen und Jungen der Integrierten Gesamtschule aus den Jahrgangsstufen elf und zwölf während eines Projekttages in mehreren Arbeitsgruppen versucht, Antworten zu finden. Konkrete und authentische Unterstützung erhielten sie dabei von Erika Rosenberg-Band, die die Eisenberger Schule besuchte.
Rosenberg-Band ist bekannt als Nachlassverwalterin und Biografin von Emilie und Oskar Schindler, die mehr als 1000 Juden vor dem sicheren Tod in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten gerettet haben. Durch Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ wurde diese mutige Rettungsaktion weltweit einem breiteren Publikum bekannt.
Unermüdlich in Schulen unterwegs
Erika Rosenberg-Band hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Erbe der Schindlers wach zu halten und insbesondere der jungen Generation das Geschehen und die Motive dieses Ehepaares in der damaligen Zeit nahe zu bringen. Deshalb ist sie unermüdlich auch in Schulen unterwegs und machte dieses Mal auf ihrer Fahrt von München nach Osnabrück einen Abstecher nach Eisenberg – zum zweiten Mal in diesem Jahr.
Referierte sie bei ihrem vergangenem Besuch über Oskar Schindler und seine Frau Emilie, stand dieses Mal die eigene Arbeit der Schüler im Mittelpunkt. In ihrem Gepäck dabei hatte Rosenberg-Band umfangreiches unterschiedliches schriftliche Quellenmaterial aus dem Nachlass Oskar Schindlers. Allerdings in Kopien, denn die Originale sind über Umwege in die Jerusalemer Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem gelangt. Gefunden wurden sie vor 25 Jahren in einem Koffer auf dem Dachboden einer verstorbenen Frau, mit der Oskar Schindler seit der Trennung von seiner Frau Emilie zusammengelebt hat. Der Koffer samt Inhalt wurde dann einer Zeitungsredaktion in Stuttgart übergeben, die darüber umfangreich berichtete und zahlreiche Schriftstücke in einer Serie veröffentlichte. Schindlers Witwe meldete nach Bekanntwerden des Fundes als seine rechtmäßige Erbin Anspruch auf den Nachlass an. Doch der Inhalt des Koffers mit Hunderten von Briefen und Akten an und von Oskar Schindler aus den 1950er- und 60er-Jahren, darunter Urkunden, Fotos und ein Durchschlag der Liste mit den geretteten Juden, war bereits auf dem Weg nach Israel.
Briefe auch auf Hebräisch
Mit detektivischem Eifer bearbeiteten die Schüler der Integrierten Gesamtschule die vorgelegten Dokumente, in denen beispielsweise überlebende Schindler-Juden über ihre ganz persönlichen Erlebnisse mit Oskar Schindler und die Umstände ihrer jeweiligen Rettung berichten. Darunter sind auch Briefe, die in Englisch, Polnisch oder Hebräisch verfasst sind. Hilfestellung zum Verstehen leisteten die beiliegenden deutschen Übersetzungen.
Herangezogen wurden ebenso Informationen über den KZ-Kommandanten Amon Göth, mit dem Schindler gezwungenermaßen zusammenarbeiten musste, und auch die Verfilmung von Steven Spielberg. Wichtig ist für Rosenberg-Band aber auch, dass die Rolle von Emilie Schindler mit in die Betrachtung einbezogen wird. Denn sie habe durchaus entscheidende Beiträge zur Rettungsaktion beigetragen.
Weiterer Besuch nicht ausgeschlossen
Die Ergebnisse ihrer Arbeit stellten sich die Gruppen mit zusammengefassten Referaten gegenseitig vor. Außer Erika Rosenberg-Band war auch Lehrerin Sabrina Scheuermann von der Arbeitsweise und den Erkenntnissen der Gruppen begeistert. Dass Rosenberg-Band innerhalb kurzer Zeit zum zweiten Mal in der IGS war, sei auf die Begeisterung der Referentin über das Interesse bei ihrem Besuch im Sommer und den Wunsch der Schüler zurückzuführen, sagte die Lehrerin. Eine mögliche Wiederholung im kommenden Jahr sei durchaus nicht ausgeschlossen.