(li.)Gute Bekannte: Historikerin erzählt über das Ehepaar Schindler
Die Historikerin und Buchautorin Erika Rosenberg, gute Bekannte des Ehepaares Emilie und Oskar Schindler, hat auf Einladung der GEW in Goslar einen Vortrag über die heldenhaften Aktionen gehalten, die viele Juden in der Nazi-Zeit retteten
Von einer wahren Begebenheit inspiriert, erzählt der Film "Schindlers Liste" die Geschichte des Industriellen Oskar Schindler, der während des Zweiten Weltkriegs versucht, sich in der polnischen Stadt Krakau eine Existenz aufzubauen. Er betreibt eine Emaillewarenfabrik, in der er viele Juden und Jüdinnen beschäftigt. Diese Fabrik beschert ihm letztlich großen Reichtum. Als die Brutalität des Holocaust Krakau erreicht, riskieren er und seine Frau Emilie nicht nur ihr Vermögen, sondern auch ihr Leben um etwa 1200 Jüd_innen und weitere fast 600 polnische und tschechische Zwangsarbeiter_innen vor der Deportation und Ermordung in Konzentrationslagern zu bewahren. Bevor das Ehepaar Schindler 1949 nach Argentinien emigrierte, lebte es ab Herbst 1945 in Regensburg.
Prof. Erika Rosenberg wurde 1951 als Tochter deutscher Juden in Buenos Aires, Argentinien geboren. Ihre Eltern, ein Jurist und eine Ärztin, flohen 1936 über Paraguay nach Argentinien. 1990 lernte sie Emilie Schindler, die Ehefrau von Oskar kennen und wurde ihre enge Vertraute. 1997 veröffentlichte Erika Rosenberg Emilies Biografie "In Schindlers Schatten". Wie auch in ihren später erschienenen Büchern "Ich, Oskar Schindler" und "Ich, Emilie Schindler" zeigt Erika Rosenberg, dass Emilie einen viel größeren Anteil an der Rettung von 1200 jüdischen Häftlingen hatte als in "Schindlers Liste" gezeigt.
Besichtigung der Ausstellung in den Räumen der Friedrich-Ebert-Stiftung Bayern Herzog-Wilhelm-Str. 1 80331 München
23. Oktober-24. Oktober 2024 28. Oktober-26. November 2024 02. Dezember-13. Dezember 2024 zu den Bürozeiten: Montag bis Donnerstag 9.00-16.00 Uhr / Freitag 9.00-14.30 Uhr (kurzfristige Änderungen der Besichtigungszeiten behalten wir uns vor)
Info zum Ausstellungsbesuch: Keine Anmeldung notwendig, nur bei Gruppen ab 10 Personen oder bei Interesse eines Besuches außerhalb unserer Bürozeiten bitten wir um Kontaktaufnahme Birgit Weckl(a)fes.de
Emilie Schindler, geb. Pelzl (*22. oktober 1907) stand zeitlebens im Schatten ihres berühmten Mannes Oskar …
… doch ohne sie hätten viele „Schindler-Juden“ nicht überlebt.
Beide stammten aus Mähren und hatten sich 1926 auf dem Gutshof von Emilies Eltern kennengelernt. Nur wenige Monate später heirateten sie und wohnten in Oskars Elternhaus. Der verprasste Emilies Mitgift bald für Wein, Weib, Gesang und für teure Sportwagen. Doch trotz seiner ausschweifenden Lebensart und all seiner Affären, die auch später nicht weniger wurden, ließ Emilie sich nie von ihm scheiden. auch, als er nach Krakau ging, um seine Emaillewarenfabrik zu betreiben, Geschirr und Bestecke, später Granaten und Patronenhülsen herstellen ließ, und für die deutsche Abwehr arbeitete, fuhr sie zweimal die Woche zu ihm und unterstützte ihn durch Botengänge und Hilfsdienste.
1941 zog sie ganz zu Oskar nach Krakau. Der hatte inzwischen seine Firma mehrmals erweitert und beschäftigte dort bald um die 3.500 Menschen, darunter 1.000 juden, bei deren Versorgung und Verpflegung Emilie half. Nachdem Sschindler im Herbst 1943 mit Geld und Geschenken den korrupten Sadisten Amon Goeth dazu gebracht hatte, ihm weitere jüdische Häftlinge aus dem Arbeitslager Płaszów für die die Rüstungsproduktion in seiner „Fabryka Emalia“ zur Verfügung zu stellen, war es wieder Emilie, die sich um die „Basics“ kümmerte.
Als wegen des Näherrückens der Roten Armee die Produktion Anfang 1944 von Krakau ins Rheinland oder an den Bodensee verlegt werden sollte, entschieden Oskar und Emilie Schindler gemeinsam, das abzulehnen; ihr Weggang hätte die Deportation ihrer jüdischen Belegschaft nach Auschwitz bedeutet. Und als Schindler seine Rüstungsfabrikation im August 44 mit zunächst 799 seiner Arbeiter in das nähere böhmische Brünnlitz verlagern konnte, war es Emilie, die die Genehmigung dazu gegen den Widerstand des Heereswaffenamtes in Berlin durchsetzte – beim NSDAP-Kreisleiter Julius Hönig, der früher ihr Schwimmlehrer gewesen war. Die „Emalia“ produzierte indes in Krakau weiter. Nachdem es Schindler mithilfe von Bestechung und der Abwehragentin Hilde Heggersfeld-Schwidde gelungen war, 300 seiner nach Auschwitz deportierten Arbeiterinnen aus dem Lager und nach Brünnlitz zu holen, waren er und seine Frau plötzlich für fast 1.700 Menschen, 1.100 Juden plus polnische und tschechische Arbeiter verantwortlich. obwohl es bei der inzwischen prekären Versorgungslage im „Reich“ immer schwieriger wurde, Lebensmittel heranzuschaffen, gelang Emilie auch das.
Ihre wohl größte Heldentat aber fand im Januar 1945 statt. Da war ein Transport von über 100 jüdischen KZ-Häftlingen aus einem Bergwerk bei Golleschau, aus bis heut nicht ganz geklärten Gründen, in Brünnlitz gestrandet, und die Insassen, die bereits drei Wochen ohne Verpflegung in vereisten Viehwaggons eingepfercht waren, sollten ermordet werden, wenn sie in keiner Fabrik als Arbeitskräfte aufgenommen würden. Oskar Schindler war wieder mal auf Reisen (und zu der Zeit außerdem schwer depressiv). da erteilte Emilie, so Itzhak Stern, die Anordung, die Halbverhungerten aufzunehmen. Sie organisierte ein Notlazarett, ließ die auf dem Transport Verstorbenen auf einem eigens angelegten Friedhof nach jüdischem Ritus bestatten, schaffte Lebensmittel auf einem Wehrmachts-LKW ran, den sie selber fuhr, und besorgte im Tausch gegen Wodka dringend notwendige Medikamente. Der jüdische Arzt Aleksander Biberstein später: „Frau Schindler arbeitete ohne Pause. Es verging kein Tag, an dem sie die erkrankten Gefangenen nicht besucht hätte. Sie überreichte ihnen ihre kostbaren Vorräte an Milch und Grieß.“
Am 9. Mai 1945 teilte Oskar Schindler den versammelten Arbeitern und den SS-Wachmannschaften die bedingungslose Kapitulation des „Dritten Reiches“ mit und verließ mit seiner Frau und einigen jüdischen Arbeitern Brünnlitz Richtung Westen. In Regensburg wollten sie ein neues Leben anfangen, doch das misslang. Sie waren auf Unterstützung der jüdischen Hilfsorganisation „Joint“ angewiesen, lebten von Care-Paketen und wurden angefeindet; Emilie wurde einmal sogar in der Stadt aus einem Eimer mit einer stinkenden Flüssigkeit übergossen. Schließlich nahmen sie das Angebot des „Joint“ an und gingen 1949 nach Argentinien (mit an Bord des Schiffes, das sie dorthin brachte: Oskars Geliebte Gisa Schein). Mit Vermittlung der jüdischen Gemeinde in Buenos Aires konnten die Schindlers den Gutshof „Magnolia“ kaufen. Emilie züchtete dort Geflügel und Nutrias, während Oskarchen das sauer verdiente Geld mit seinen üblichen Vergnügungen durchbrachte, bis zur neuerlichen Ppleite 1955. Als er 1957 nach Deutschland reiste, um Ansprüche aus dem Verlust der Firma in Brünnlitz geltend zu machen (das Lastenausgleichsgesetz war inzwischen in Kraft) und nie wiederkam, ließ er seine Frau mit einer Million Pesos Schulden sitzen (rund 233.000 DM); 1961 musste sie „Magnolia“ verkaufen. Zum Glück stiftete ihr eine Loge der „Bnai b’rith“ eine kleine monatliche Ehrenpension und ein Häuschen in San Vicente, in dem Emilie bis zu ihrem Umzug in das deutsche Altersheim „Los Pinos“ wohnte.
Während Oskar Schindler, (zurecht) hochgeehrt und weltbekannt wurde und 1974 starb, lebte Emilie noch immer zurückgezogen in Argentinien. Ihre Geschichte wurde erst öffentlich, nachdem sie 1990 die Journalistin Erika Rosenberg kennengelernt und gemeinsam mit ihr ihre eigenen Erinnerungen aufgeschrieben hatte. Und natürlich trug „Schindlers Liste“ dazu bei, auch wenn sie in Spielbergs Film nur eine Randfigur ist. 30 Jahre nach Oskar Schindler wurde auch seine Witwe mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt (sie „zweiter Klasse“), Yad Vashem nahm sie in die Liste der „Gerechten unter den Völkern“ auf, und 1995 empfingen sie Johannes Paul II. und Bundespräsident Roman Herzog.
Emilies letzter Wunsch war es, ihren Lebensabend in Deutschland zu verbringen. Dazu setzte sie sich 2001, mit 93 Jahren, noch einmal in den Flieger. Nach einer Woche mit Empfängen in Bonn und Berlin erlitt sie jedoch einen Schlaganfall, an dessen folgen sie am 5. Oktober 2001 in einem Klinikum in Strausberg bei Berlin verstarb.
Referentin berichtet vom Leben der Eheleute Schindler
Die Geschichte von „Schindlers Liste“ ist seit dem Film von Steven Spielberg weltberühmt. Prof. Dr. Erika Rosenberg hat Emilie Schindler persönlich gut gekannt und mehrere Bücher über das Leben des Ehepaars veröffentlicht. Am 31. Oktober kommt sie nach Borken, um über die Retter von 1200 Juden im Dritten Reich zu berichten.
Von Borkener Zeitung
20.10.2024
BORKEN. Emilie und Oskar Schindler haben ihr Leben riskiert und ihr gesamtes Vermögen geopfert, um 1200 Juden zwischen Oktober 1939 und Mai 1945 vor dem sicheren Tod in den Gaskammern des Naziregimes zu retten. „Zivilcouragiert und mutig handelten beide und kämpften für die Menschenrechte in einer gesetzlosen Zeit“, erklärt die VHS zu einem Vortrag über das Leben des Ehepaares.
Eine weltberühmte Geschichte
Die Schindlers stellten in ihren Fabriken jüdische Kräfte ein, um sie vor der Deportation und Vergasung zu retten. Im August 1944 wurde das Arbeitslager Plaszow in Krakau geräumt: Alle jüdischen Häftlinge, auch die, die in den beiden Fabriken Schindlers arbeiteten, sollten von den Nazis deportiert und ermordet werden. Oskar Schindler fand einen Trick: Eine der Fabriken samt Belegschaft und Maschinenpark wurde nach Brünnlitz im heutigen Tschechien verlegt.
Nach langen Tagen voller Bangen erteilte die Berliner Kommandantur die Genehmigung, forderte dafür aber eine Liste mit allen Namen, Berufs- und Geburtsangaben der Frauen und Männer. Schindler fälschte die meisten Angaben. So ist seine weltberühmte Liste entstanden, nach der Steven Spielbergs berührendes Filmporträt von 1993 benannt ist, das sich auf den halbdokumentarischen Roman des australischen Schriftstellers Thomas Keneally gestützt hat.
Referentin kannte Emilie Schindler gut
Die Referentin Prof. Erika Rosenberg lernte Emilie Schindler 1990 in Buenos Aires kennen und verfasste – tief beeindruckt von ihrer Geschichte – mehrere Biographien über sie und Oskar Schindler. Sie wurde Schindlers Erbin und Nachlassverwalterin und begleitete Emilie bis zu ihrem Tod am 5. Oktober 2001. Prof. Erika Rosenberg, selbst Nachfahrin deutscher Juden, die nach Argentinien ausgewandert sind, ist Schriftstellerin, Dolmetscherin und Journalistin. Sie war als Dozentin im argentinischen Außenministerium tätig, lehrte an der Katholischen Universität zu Buenos Aires und arbeitete für das dortige Goethe-Institut. Sie wurde mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und mit dem Austrian Holocaust Award ausgezeichnet.
Die Veranstaltung findet in Kooperation des Stadtarchivs, der VHS und des Heimatvereins Borken im Rahmen der Reihe „Geschichte ist mehr…“ am Donnerstag, 31. Oktober, im Stadtarchiv, Raum Zwölf26, Im Piepershagen 17, in Borken statt und beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt kostet sechs Euro.
"Wer ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt", sagt Itzhak Stern, in "Schindlers Liste" Buchhalter des Industriellen Oskar Schindler, in ...
"Wer ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt", sagt Itzhak Stern, in "Schindlers Liste" Buchhalter des Industriellen Oskar Schindler, in dem bekannten Film des Regisseurs Steven Spielberg. Diese Worte waren auch in dem Ring eingraviert, den die überlebenden Juden Schindler am Ende des Films überreichten. Nach diesem Spruch aus dem Talmud handelten auch Emilie und Oskar Schindler, die ihr Leben und gesamtes Vermögen opferten, um 1200 Juden zwischen Oktober 1939 und Mai 1945 vor der Deportation und Vergasung während der Nazi-Diktatur zu retten. Als Vorbereitung auf den Vortrag hatten die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe die Möglichkeit, den beeindruckenden und berührenden Film "Schindlers Liste" im Mehrzweckraum unserer Realschule anzuschauen.
Dann war es dann endlich so weit: Prof. Dr. Erika Rosenberg-Band, Historikerin und Schindler-Biografin, besuchte unsere Realschule, um als Zweitzeugin über Oskar Schindler, im Besonderen aber über ihre 11 Jahre währende Freundschaft zu Emilie Schindler zu sprechen.
Rosenberg-Band selbst wurde im Jahre 1951 in Buenos Aires geboren, auch ihre Eltern waren deutsche Juden. 1990 lernte die Historikerin dort Emilie Schindler, Oskar Schindlers Ehefrau, kennen. Sie schließen nicht nur Freundschaft, sondern Frau Rosenberg-Band verfasst daraufhin mehrere Biografien über sie und Oskar Schindler. Die Tapferkeit und Zivilcourage Emilie Schindlers ist der weltweiten Bevölkerung nahezu unbekannt, da sie in dem Film "Schindlers Liste" keine Beachtung erfährt. Erika Rosenberg-Band ist es zu verdanken, dass Emilie aus dem Schatten ihres Mannes heraustritt, indem sie Bücher über sie verfasst. Emilie und ihr Mann erhalten in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem den Titel "Gerechte unter den Völkern", er früher als sie. Im Namen der Schulfamilie danken wir Frau Prof. Dr. Rosenberg-Band für den beeindruckenden Vortrag. Ein Dank geht auch an unsere Geschichtslehrkraft Frau Anika Taraschewski, die die Zeitzeugin der zweiten Generation an unsere Schule brachte und somit unseren 10Klässlern ein eindrucksvolles Plädoyer für Mut und Zivilcourage ermöglichte.
Von: Elke Anselm (Lehrkraft, Staatliche Realschule Kitzingen)