Donnerstag, 19. Januar 2017

Veranstaltung in der Julius-Wegeler Berufsschule, Koblenz

 

 

Zeitzeugenvortrag von Frau Prof. Rosenberg-Band: „Gegen das Vergessen unbesungener Helden Emilie und Oskar Schindler“

Publiziert am 27. Dezember 2016 von R. Stolzenbach

04Im Oktober 2016 besuchten Schüler und Lehrer aus dem Medienbereich unsere Partnerschule in Opole (Polen). Auf dem Programm standen unter anderem ein Besuch des Lagers in Auschwitz und des Schindler-Museums in Krakau (weitere Informationen dazu finden Sie in diesem Juwel-Block). So nahm Frau Professorin Rosenberg-Band dankbar die Einladung des Teams Medien an, einen Vortrag über Emilie und Oskar Schindler in der JWS auf dem Finkenherd zu halten. Die Zuhörer setzten sich zusammen aus angehenden Mediengestaltern und Medientechnologen, Schülern aus dem Leistungskurs Gestaltungs- und Medientechnik und Lehrern.
Schon der Titel überraschte viele: „Gegen das Vergessen unbesungener Helden Emilie und Oskar Schindler“ – schließlich ist Oskar Schindler in Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ der Dreh- und Angelpunkt des Geschehens.. Ist der Film authentisch? Diese und andere Fragen zur Familie Schindler standen im Focus des Vortrages von Frau Erika Rosenberg-Band.
Bei Recherchen zu einem Buch über die Emigration Deutscher nach Südamerika während der NS-Zeit stieß sie auf das Ehepaar Schindler, die während des zweiten Weltkrieges 1200 Menschen vor dem sicheren Tod retteten. Frau Rosenberg lernte 1990 Emilie Schindler persönlich kennen, Oskar war bereits 1974 verstorben. Die beiden Frauen freundeten sich an und sie hielten intensiven Kontakt bis zu Emilies Tod 2001.

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In dem Buch, das Frau Rosenberg-Band über ihre Freundin geschrieben hat, ist manches anders dargestellt als im Film. Am Ende des Vortrages klärte die Autorin die Zuhörerschaft auf, weshalb es die (nicht gerade unwesentlichen) Unterschiede in der Darstellung gibt. Steven Spielberg drehte den Film, ohne Emilie darüber in Kenntnis zu setzen, ohne sie über ihre Erlebnisse befragt zu haben. Manches im Film ist viel zu harmlos dargestellt (z.B. die Gebaren des Lagerkommandanten Amon Göth), manches einfach falsch: So retteten Emilie und Oskar Schindler gemeinsam die 1200 (normalerweise für Auschwitz bestimmten) Arbeiter – und nicht Oskar Schindler alleine. Die Rolle dieser bedeutenden Frau verkennt der Film völlig.
Steven Spielberg lud Emilie und Oskar Schindler im Vorfeld der Filmpräsentation zu einem Galadinner ein – Oskar war allerdings seit fast 20 Jahren verstorben. Frau Rosenberg-Band begleitetet Emilie zu dem Galadinner, die eigentliche Hauptfigur blieb dort allerdings nur eine Randfigur – wäre sie nicht von weiteren Gästen als Emilie Schindler erkannt worden. Obwohl der Film eine große Resonanz gefunden hat, erhielt Emilie keine Provisionen.
Dass dies kein alltäglicher Geschichtsunterricht war, merkte man vor allem am Ende der Veranstaltung. Während normalerweise kurz vor Unterrichtsende die Unruhe im Klassenraum zunimmt, harrten die Schüler auch noch aus, als die offizielle Zeit schon längst überschritten war. Die eindringlichen Schilderungen von Frau Rosenberg-Band machten ein düsteres Kapitel deutscher Geschichte lebendig und zeigte die wahre Größe einer eher unscheinbaren Frau neben ihrem charismatischen Ehemann.

Dieter Hoff