Die Schindler-Biografin diskutierte mit dem Grundkurs Geschichte 11 des Saarpfalz-Gymnasiums in Homburg
Homburg. Vor wenigen Tagen hatten wir am Saarpfalz-Gymnasium in Homburg die Ehre, einen ganz besonderen Gast zu empfangen: die argentinische Professorin Erika Rosenberg. Nachdem sie am Mittwoch auf
Einladung unseres Geschichtslehrers Eberhard Jung schon einen Vortrag über Oskar und Emilie Schindler in der voll besetzten Aula gehalten hatte, beehrte sie am darauffolgenden Tag unseren Geschichtskurs. Da hatten wir zwei Stunden lang eine Art „Privataudienz“, auf die wir natürlich alle sehr gespannt waren. Es wurde eine gemütliche, fast familiäre Diskussionsrunde, bei der auch Doris Deutsch, die Witwe des Auschwitz- Überlebenden Alex Deutsch, und Willi Caster anwesend waren, die ja schon seit langem immer wieder gern gesehene Zeitzeugen des Dritten Reiches an unserer Schule sind. 1300 Juden gerettet Erika Rosenberg, die Tochter jüdischer Flüchtlinge, ist als
Biographin von Oskar und seiner Ehefrau Emilie Schindler bekannt. Beide retteten unter großer Lebensgefahr und mit hohem finanziellen Aufwand während des Zweiten Weltkriegs rund 1300 Juden vor dem sicheren Tod. Als Rosenberg in ihrem Geburtsland Argentinien 1990 von den mutigen, aber verarmten Schindlers erfuhr, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit jüdischer Hilfe in Südamerika eine neue Heimat gefunden hatten, war Oskar bereits seit 16 Jahren tot. So machte sie sich gleich auf den Weg, um Emilie Schindler zu besuchen. Bei ihrem ersten Besuch wusste Erika Rosenberg, dass sich ihr Leben von diesem Zeitpunkt an verändern würde. Über Jahre hinweg entwickelte sich eine Freundschaft zwischen ihr und Emilie, die als „unbesungene Heldin“ viel zu kurz kommt in der Geschichtsbetrachtung.
Ohne Emilie hätte Oskar Schindler, „der als charmanter Lebemann Sportautos, Motorräder, Frauen und Cognac liebte“, nie so vielen Juden im Dritten Reich helfen können. Beide haben sich ergänzt und außerdem „steckt hinter einem starken Mann oft eine noch viel stärkere Frau“, lachte die Argentinierin. Willi Caster zeigte sich sehr beeindruckt von der Zivilcourage des Ehepaares Schindler und von dem Engagement der Erika Rosenberg. Mich selbst hat diese Wissenschaftlerin mit ihren Fachkenntnissen und ihrem freundlichen Wesen sehr beeindruckt, sie hinterlässt das Bild einer couragierten südamerikanischen Powerfrau, die weiß, was sie will und höflich, aber bestimmt sagt, was sie denkt. Buch über Che Guevara Sie vermittelt nicht nur historische Fakten, sondern spornt an zu Werten wie Zivilcourage, Solidarität, Moral, Humanismus, Freiheitsliebe und Einsatzbereitschaft. Ganz besonders liegt es ihr am Herzen, den „unbesungenen Helden“ der Geschichte ein Denkmal zu hinterlassen. Dabei scheut sie vor Kritik an Autoritäten nicht zurück: .„Auch im nächsten Jahr wird Erika Rosenberg voraussichtlich wieder nach Homburg kommen, denn am 9. November 2012 möchte sie eine Ausstellung über Oskar Schindler und seine Helfer in unserem Saarpfalz-Gymnasium eröffnen. Zu diesem Thema erscheint demnächst ihr neues Buch, ein weiteres ist über den argentinischen Freiheitskämpfer Che Guevara geplant, den die Autorin wegen seiner Ideale schätzt, aber auch kritisch hinterfragt. Sie hat bei ihren Recherchen unter anderem herausgefunden, dass man Ches Geburtsdatum
fälschte, damit er nicht als uneheliches Kind angesehen wurde. Wir freuen uns sehr aufs Wiedersehen mit der Südamerikanerin! Corinna Welsch (Ge 11) aus der AG Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums.
Corinna Welsch, die Verfasserin des Berichts, im Gespräch mit der
argentinischen Professorin Erika Rosenberg.
Die deutschstämmige Argentinierin Erika Rosenberg begeisterte bei ihrem Besuch Schüler und Lehrer am Saarpfalz-Gymnasium.
FOTOS: EBERHARD JUNG/AG GESCHICHTE DES SAARPFALZ-GYMNASIUMS