Als ich Emilie Schindler kennen lernte, merkte ich sofort, wir hatten gemeinsame Interessen. Ich sage immer, "es war Liebe auf dem ersten Blick". Nicht nur ihre Geschichte, Zivilcourage, Solidarität, Gutmütigkeit faszinierten mich sondern auch ihre Liebe und Zuwendung für die Tiere. Sie hielt bei ihr 45 zugelaufene Katzen außer ihren treuen Hunden.
Worüber ich heute schreiben möchte, hat nicht viel mit Geschichte im 2.Weltkrieg oder mit der Judenrettung zu tun. Es geht eher um die Geschichte meiner Hündin Mamá Danza, die mit ihren 16 Jahren schon eine "betagte Pudel-Dame" ist. Seit gestern schwebt sie in Lebensgefahr und nicht nur die Tierärzte werden hier die letzte Entscheidung treffen sondern auch der liebe Gott.
Wir haben immer Pudel gehalten und bei meiner ersten Begegnung mit Emilie im Jahre 1990 sah ich mich gezwungen auch meine damalige Hündin Danza mitzunehmen und im Auto mit halbgeöffneten Fenster zu lassen. Zu Hause hatte ich zu der Zeit Anstreicher und meine Bedenken, sie würden die Haustür offen lassen, ließen mich nicht in Ruh. Also entschied ich mich Danza nach San Vicente zu Emilie mitzunehmen.
Während des Interviews bat ich Emilie wiederholt herauszugehen, um mich zu vergewissern, mit meiner Hündin wäre im Auto auch alles in Ordnung.
Beim dritten Mal räusperte Emilie Schindler ein bisschen und sagte: "Warum bringen Sie ihren Hund nicht rein. Sie wird sich bestimmt mit meinen gut vertragen. In der Ecke steht ein Schüssel mit Wasser und Trockenfutter ist auch dabei". Ich fühlte mich plötzlich bei Emilie als ob ich sie mein ganzes Leben kennen gelernt hätte.
Seit jenem Tag besuchte ich Emilie immer mit Danza, die anstatt mit den Hunden zu spielen, lag neben mir, während ich Fragen stellte und die Antworten aufschrieb.
1995 starb Danza sechzehnjährig. Es war Februar und kurz danach reiste ich mit Emilie nach Rom und Bonn. Unterwegs spürte Emilie meine große Traurigkeit. Monatelang fanden weder mein Mann noch ich Trost. Mit Danza war ein Stück unseres Lebens gegangen. Schließlich vermenschlicht man Tiere und klammert sich an sie sehr.
Inzwischen kam am 24.Juni mein 44.jähriger Geburtstag zu dem Emilie als Ehrengast eingeladen war. Es war ein ganz intimes Geburtstagsfest, denn ich bin kein Freund von großen Partys. Emilie kam vorpünktlich wie immer. Sie brachte mir eine Schachtel Pralinen und einige Rosen aus ihrem wunderschönen Garten. Sie nahm Platz am Tisch und machte ihre Tasche auf, aus der sie einen weißen Umschlag herausnahm. Mit einem Lächeln, das ich nie vergessen werde, sagte sie mir: "Hier liebes Kind, besorg dir einen Hund. Den will ich dir zum Geburtstag schenken".
Mich überraschte ihr Geschenk, wollte gleich ihr den Umschlag mit dem Geld zurück geben aber es war unmöglich, dies hätte eine große Beleidigung für Emilie bedeutet.
Mit dem Geld besorgte ich mir Tage später eine schwarze Hündin, meine jetzige, an die wir aus vielen Gründen sehr hängen. Einer davon ist, es war ein Emilies Geschenk.
Wir hoffen vom ganzen Herzen, sie erholt sich bald wieder.
Aus dem Tagebuch einer Tierliebende.