Oskar Schindler, der Mann, der rund 1200 Juden vor dem sicheren Tod rettete. Das alles wäre nicht möglich gewesen ohne die Frau an seiner Seite - Emilie Schindler. Die Journalistin Erika Rosenberg beleuchtete erstmals das Leben von Emilie Schindler, die 2001 in Berlin starb. Rosenberg war im vergangenen Jahr am Reuchlin-Gymnasium und erzählte die Geschichte der Emilie Schindler. Nun hat sie ein neues Buch herausgebracht: „Oskar Schindler. Seine unbekannten Helfer und Gegner.“
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PZ: Was sind das für Menschen, die nach Ihren Worten heute noch die „Jacke der Moral“ tragen? Was meinen Sie damit?
Erika Rosenberg: Emilie Schindler durfte keine Einsicht in den berühmten „Schindler-Koffer“, gefunden in einer Hildesheimer Dachwohnung, haben. Nachdem die Polizei samt Notar und Anwälten eine Durchsuchung in den Räumen einer Zeitung geführt hatten, um den Koffer samt Dokumentation zu beschlagnahmen, fanden sie nichts, weil der Koffer schon und ganz heimlich nach Israel in die Gedenkstätte Yad Vashem als Geschenk geschickt worden war. Emilie Schindler bemühte sich noch zu Lebzeiten die Dokumentation zu belegen.
PZ: Wer – auch Gerettete – hatte ein Interesse daran, Schindlers Rolle und die seiner Frau herunterzuspielen beziehungsweise sie zu diskreditieren?
Erika Rosenberg: Es war eine ganze Liste von Überlebenden, darunter einer, der vor einigen Monaten in Augsburg verstarb, die die große Leistung von Emilie heruntergespielt und übergangen haben.
PZ: Stießen Sie bei Ihrer Recherche auf Ablehnung?
Erika Rosenberg: Nach 22 Jahren Recherchen habe ich schon alles Mögliche erlebt. Wie beispielsweise unlängst in Regensburg bei einem Vortrag äußerte sich eine Frau gerade nicht in der Sprache der Blumen.
PZ: Wer waren Schindlers unbekannte Gegner und Helfer?
Erika Rosenberg: Es waren insgesamt 32 Helfer, die Schindler immer Hilfe und Unterstützung angedeihen ließen, 13 deutscherseits und die restlichen Juden. In einem Bericht aus dem Jahre 1945, verfasst von Schindler, nennt er diese Personen.
PZ: Mussten Sie im Laufe Ihrer Recherche einiges revidieren von dem, was Sie bisher glaubten zu wissen?
Erika Rosenberg: Ja, vieles und ich bin mir sicher, die Geschichte ist noch nicht abgerundet, denn vor Kurzem und nachdem das Buch gedruckt wurde, habe ich schon wieder etwas Neues und Wichtiges herausgefunden.
PZ: Stießen Sie auf Resonanz, als Sie die bisher unbeleuchtete Seite – die Rolle von Emilie Schindler – berücksichtigten?
Erika Rosenberg: Ja, freilich, weil es die dunkle Seite dieser Geschichte ist, und es ist mir mein höchstes Anliegen, dies zu vermitteln.
Autor: Das Gespräch führte Olaf Lorch-Gerstenmaier
31.10.2012