Spion, der Tausende Leben rettete
Die argentinische Autorin Erika Rosenberg schildert das Leben von Oskar Schindler und seiner Frau Emilie. Hemauer Schüler waren sehr interessiert.
.Erika Rosenberg erzählte vom Leben und Wirken Oskar Schindlers und seiner Frau Emilie. Foto: MZ-Archiv
Von Ingrid Kroboth, MZ
HEMAU. Im Mehrzweckraum der Schule am Mönchsberg ist jeder Stuhl bis in die hintersten Reihen besetzt. Die jungen Erwachsenen aus der 8. und 9. Klasse, der „M8“ und die Gäste aus dem Förderschulzentrum sind inhaltlich gut vorbereitet, auf das, was sie in den folgenden zwei Stunden hören sollen: „Im Schatten von Oskar Schindler.“ Rektor Dr. Erwin Geitner konnte zu diesem Thema eine Frau begrüßen, die sich vorstellt als „beste Freundin“ von Emilie Schindler, der Ehefrau des Retters von rund 6000 Juden im 2. Weltkrieg. „Führer werden von der Masse zu Führern gemacht“, leitet Geitner in die Zeit des Nationalsozialismus ein: „Ohne Fangemeinde gibt es keine Stars.“
Die Schüler hatten sich im Vorfeld den Film „Schindlers Liste“ aus dem Jahr 1993 angeschaut. Doch auf diesen Streifen ging die Referentin des Tages, Erika Rosenberg nur am Rande ein. Sie erzählte von ihrer Begegnung mit Regisseur Steven Spielberg, der Emilie Schindler zur Filmpremiere nach Jerusalem eingeladen hatte – mit ihrem Mann Oskar, obwohl der schon 1974 starb. „Das ist Hollywood“, kommentierte Rosenberg diese Ignoranz.
Zwei gute Freundinnen
Erika Rosenberg ist 1951 als Tochter deutscher Juden in Buenos Aires geboren. Die Schriftstellerin war mit ihrem aktuellen Werk „Oskar Schindler – seine unbekannten Helfer und Gegner“ jetzt auf der Frankfurter Buchmesse. Und sie hat auch die Biografien „Ich, Oskar Schindler“ und „Ich, Emilie Schindler“ verfasst. So ist sie vertraut mit der Geschichte dieser außergewöhnlichen Menschen, mit denen sie sich befasste, nachdem sie Emilie Schindler 1990 getroffen hatte.
„Es war Liebe auf den ersten Blick“, beschrieb sie den Schülern ihre Sympathie zu einer Frau, deren Geschichte sie nicht untergehen lassen wolle. Deshalb kommt sie mit ihrem Mann jedes Jahr für sechs Monate nach Deutschland, wo sie über die Friedrich-Ebert-Stiftung auch an Schulen vermittelt wird. Die andere Zeit des Jahres lebt sie in Argentinien, wohin während des 2. Weltkriegs auch die Schindlers emigrierten. Allein Oskar sei 1957 nach Deutschland zurückgekehrt, um Lastenausgleich zu kassieren. Weiter zurückblickend beschreibt Rosenberg das Leid ihrer Freundin Emilie: „Oskar war sehr zuvorkommend, sympathisch – aber er wollte nicht arbeiten.“ Erst 1935 habe er eine Beschäftigung gefunden. „Was denkt ihr, wo er gearbeitet hat?“, fragt Erika Rosenberg in die teils aufmerksame, teils uninteressierte Schülerrunde.