Das Ableben von Herbert Rosendorfer hat die Literaturwelt tief verarmt. Ein Schriftsteller mit einer immensen und vielzeitigen Produktion wird immer wieder erinnert, seine Bücher gelesen und an Schulen vieler seinen Lektüren durchgenommen.
Herbert Rosendorfer habe ich genau vor drei Jahren im Haus meines früheren Verlegers Dr. Herbert Fleissner kennengelernt. Es war an einem Samstagnachmittag und der Verleger hatte uns zum Kaffee eingeladen. Ich fühlte mich sehr geehrt ein paar Stunden mit einem Meister der Literatur interessante Gespräche zu führen. Wir haben über sein Werk “Briefe in die chinesische Vergangenheit” gesprochen. Ich hatte dieses Buch in den 70 er gelesen und hatte mich sofort fasziniert. In der Satire über Münchens Eigenarten versetzt sich ein Mandarin aus dem China des 10.Jahrhunderts mit Hilfe eines “Zeit-reise-Kompasses” in die heutige Zeit.
Als ich Rosendorfer sagte, ich fand dieses Werk eines der besten, erwiderte er sofort: “ Frau Rosenberg, das ist eben das Buch, das mir am wenigsten gefällt.” Aus unserem Gespräch wurde einfach ein Monolog, in dem der Autor erzählte und erzählte. Ich hörte mir alles wießbegierig an. Als er davon erfuhr, dass ich zu jener Zeit noch im Goethe Institut in Buenos Aires tätig war, sagte er vorwurfsvoll: “Das Goethe Institut hat mich nie auf eine Lesung meiner Bücher eingeladen.” Daraufhin versprach ich ihm, mich darum zu kümmern und mit meinem damaligen Chef Dr. Becher darüber zu sprechen. Schon in Buenos Aires wandte ich mich an Dr. Becher mit dem Vorschlag Rosendorfer einzuladen. Becher lächelte, drehte den Kopf und schaute aus dem Fenster, sagte aber nichts. Ich wiederholte meine Frage und erst dann sagte mein damaliger Chef: “Rosendorfer ist nicht mehr aktuell. . .” Am Tag der offenen Tür brachte das Goethe Institut ein ganz “aktueller Film” für die Schüler und das Publikum: Fickende Fische. Meines Erachtens völlig geschmacklos solche Auswahl und der Film hatte viele Zuschauer wirklich enttäuscht. Bestimmt wäre viel interessanter gewesen, Rosendorfer zu einer Lesung einzuladen.
Ich bin auch Autorin und manchmal denke, was ich für ein Kreuzweg durch Verleger, Verlage, Veranstalter, Lektoren, und andere “Gewürze” durchgemacht habe, gehört nur mir, sehe aber, dass auch Berühmtheiten wie Rosendorfer oder Adolfo Bioy Casares schon vor mir auch diesen schmerzenden Kreuzweg gegangen sind. Schriftsteller zu sein ist keinesfalls ein leichter Job.
Aus dem Tagebuch einer Autorin auf der Fahrt von München nach Löbau