Der Mensch denkt und Gott lenkt! Wieviel Wahrheit steckt hinter diesen Worten. Den Sonntag in München hatten wir uns ganz anders vorgestellt. Am Vormittag im Schwimmbad, mittags bei meinem Verleger Dr. Fleissner, nachmittags wieder einpacken und die entsprechenden Vorbereitungen auf die nächsten Termine in Baden-Württemberg treffen. Aber Gott lenkt. . . Im Schwimmbad brach mein Mann zusammen und er musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Und so was ausgerechnet fern der Heimat. Die weissen Wände der Krankenhäuser sind überall gleich, putzig, sauber und kahl. Aber wenn ganz alleine dort ist, ist alles unheimlich. Plötzlich stand ich vor vollendeten Tasachen: Mein Mann musste dort bleiben. Man konnte nicht feststellen, was er hatte: Hohes Fieber, Infekt, Herz, Lungen, Leber, Galle, Milz. . .- Beschwerden -Gott sei Dank- alles ausgeschlossen.
Dank dem Arzt in der Notaufnahme Dr. Kohlmann, den Schwestern, die sich sehr um ihn und um mich als Mitleidtragende bemüht haben, konnte ich am Abend zurück zu unseren Freunden Gitti und Werner gehen, wo ich übernachtete. Telefonanrufe kamen und gingen: Mein Verleger wollte wissen, wie es meinem Mann ging, unsere Münchner Freunde, unsere Kölner Freunde, auch aus Kaufbeuren, aus Berlin, Wien, London u.s.w. Alle wollten uns helfen!. Aber wie kann man in solchen Fällen helfen. Plötzlich steht man da, konfrontiert mit einer Tatsache und tausend Gedanken im raschen Tempo gehen durch den Kopf. Selbstverstänlich keine Guten, obwohl man in diesen Momenten immer an Gutes und Positives denken sollte.
Interessant! Im Krankenhaus wusste Dr. Kohlmann wer ich bin. Er hatte irgendwann von meiner Arbeit gehört und sofort meinen Namen mit Argentinien assoziiert. Mitten der Traurigkeit fand ich seine Worte wohltuend.
Die Nacht war lang und teils besiegte mich die Müdigkeit, teils war ich wach. Wer hätte in so einer Situation ruhig einschlafen können?
Am nächsten Morgen schnappte ich den Bus um 7.26 Uhr in Richtung Pasing zum Krankenhaus. Schulkinder machten die Atmosphäre im Bus lustiger und wärmer. Kleine Wesen, bei denen ich versuchte die Züge von Facundo zu entdecken, seine Stimme, seine Art und Weise, aber nichts habe ich gefunden, nur der Gedanke an meinen Mann trommelte in meinem Kopf. Ich mag Kinder sehr, habe sie immer gemocht. Schon als kleines Mädchen spielte ich mit anderen Kindern als Mutter oder Lehrerin. . . Es war viel Stau, viel Verkehr und der 161 durchschlauchte sich langasam durch die verregneten Strassen. Scapinelli Strasse! Endlich konnte ich aussteigen. Der Weg zum Krankenhaus schien mir eine Ewigkeit gedauert zu haben.
Als ich auf der Station war, hörte ich noch vom Gang die Stimme meines Mannes im Zimmer zu ertönen. Das hat mich sehr beruhigt! Er versuchte sich in seinem Hackdeutsch mit dem Mitpatienten zu sprechen. Seine Stimme klang gut und laut, als ob er sich schon erholt hätte. Nach einem kurzen Gespräch mit der Chefärztin Frau Prof. Dr. Mayinger war ich viel erleichtert. Es sollten noch ein paar Untersuchungen durchgeführt werden und wenn alles in Ordnung sei, würde mein Mann schon am Mittag entlassen. Und Gott lenkt. . . am Mittag durfte er nach Hause gehen. Aber wo ist das Zuhause? Unsere liebe Freundin Gitti hat uns abgeholt. Zuhause ist dort, wo man sich wohl fühlt, wo man liebe Freunde hat und wo man liebt und geliebt wird. . .
Die Behandlung im Krankenhaus war hervorragend: Dr. Kohlmann, Frau Prof. Dr. Mayinger, die Schwestern der Station 7A, Herr Streitel, Frau Krausse haben veranlasst, dass aus einem Schreck eine Anekdote mit einem Happy End wird.
Nun sind wir in Nürtingen und ich bereite mich auf meine nächste Veranstaltung in Filderstatt vor.