Mittwoch, 22. Juni 2022

Tolle Veranstaltungen in Berlin organisiert von der argentinischen Botschaft. Berlin bleibt doch Berlin! Excelente resonancia de mis conferencias en Berlin. Berlin ha sido, es y siempre será una ciudad maravillosa!



Die Ankunft in Berlin am Sonntag war geprägt mit unzähligen Gefühlen. Als wir aus dem ICE von München ausstiegen, packte mich eine unglaubliche Freude Berliner Boden wieder betreten zu dürfen/ können. Berlin ist nicht nur eine pulsierende, wunderschöne Metropole, wo alles sich ständig bewegt, verändert, lebt, sondern ist auch die Heimatstadt meines Vaters und seiner Familie. Am Bahnsteig sah ich Menschen, die auf andere warteten, sie freuten sich die Ebenangekommenen zu  drücken, zu küssen. Auf uns wartete niemand, denn alle, die auf uns hätten warten können, sind schon längst tot. Niemand mehr lebt von der großen Familie Band. Der einzige, der den Nationalsozialismus überlebte, war nämlich mein Vater Dr. Benno Band, Jurist, geb. in Berlin, zuletzt wohnhaft in der Littenstraße 2, Berlin Mitte. Dort hatte er seine Wohnung und auch seine Kanzlei. Heute steht noch das riesige Gebäude und an der Ecke, fast  unübersehbar ein Stolperstein , der an meinen Onkel Felix erinnert, umgekommen in Sachsenhausen. Mit solchen Gedanken  fuhr ich mit meinem loyalen Mann Josecito mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu Wittenbergplatz. Die argentinische Botschaft hat hier im Hotel Riu Plaza ein Zimmer reserviert für die Zeit, wo ich die sieben Veranstaltungen halten soll. Das heißt Zeit zum entspannen  werden wir auch nicht haben. Aber ganz bestimmt Berliner Luft können wir einatmen! Vorgestern hatten wir drei Stunden Zeit um auf den Friedhof Weißensee  zu gehen. Ich wollte meine Oma Helene, meine Onkeln Felix und Julius und meine Tante Alice am Grabe besuchen. Es regnete in Strömen, trotzdem wagten wir es. Wir fuhren mit der U-2 bis Alexanderplatz und von dort aus mit der Straßenbahn M4 bis Albertina Straße. Und es regnete und regnete immer mehr. Auf dem Friedhof in der Verwaltung erkundigten wir uns nach den Feldern der Gräber. Danach kauften wir einen Blumentopf für die Oma. Unter dem Regen und in der Matsche gingen wir den Weg entlang bis Feld F, dann links, dann wieder rechts. Dieser Teil des Friedhofes ist ganz verwachsen , Efeu und Unkraut wächst tüchtig und deckt viele umgekippte Gräber. Wir stiegen über Gräber und suchten, suchten, wurden pitschnass. Wir irrten  länger als eine Stunde, fanden aber nichts. Traurig und frustriert gaben wir unsere Suche auf. Wir  liefen  zum Ausgang zurück. An der Verwaltung ein sehr netter Herr Pohl, der uns von anderen Besuchen erkannte, bot mir an, den schweren Blumentopf bei ihm zu lassen. Er würde in den nächsten Tagen zu dem Grab der Oma hingehen und ein Foto machen. Alles würde er mir per Email zuschicken. Ob er das macht? 
Die Veranstaltungen gestalten sich mit dem schon absehbaren Programm. Wenn ich bis heute eine Bilanz  unseres Aufenthaltes in Berlin ziehen sollte, müsste ich ohne jegliche Arroganz sagen, alles erfolgreich. Sogar die Erfahrung auf dem Friedhof. Heute scheint die Sonne, ein seidenblauer Himmel begrüßt uns freundlich, auch  angenehme Temperaturen. Manchmal, wenn ich auf die Straße laufe oder  fahre, stelle ich mir die Frage: War mein Vater schon damals auch hier? Waren diese Sonnenstrahlen, die ihn und seine Familie mal  gewärmt haben? Und ein merkwürdiges Gefühl überkommt mir. Ein Gefühl des Obhut, Schutzes, der Nähe, der Zugehörigkeit. Diese Zugehörigkeit, die mich immer wieder nach Berlin, nach Deutschland zieht!
Aus dem Tagebuch einer Autorin, die zwischen den Welten pendelt.