Dienstag, 24. September 2024

AUGSBURGER ZEITUNG

Startseite
Günzburg

Ichenhausen: Von Hürben nach Buenos Aires: Aus ihren Gedichten spricht das Heimweh

ICHENHAUSEN

Von Hürben nach Buenos Aires: Aus ihren Gedichten spricht das Heimweh

Die Dichterin Franziska Lachmann musste einst nach Argentinien emigrieren. Ihre bewegende Geschichte beleuchtet Erika Rosenberg aus Buenos Aires in der Synagoge Ichenhausen.
Von Ralph Manhalter
    • |
    • |
    Erika Rosenberg-Band (Zweite von rechts) berichtete in der Synagoge über die Dichterin Franziska Lachmann. Den Vortrag ließen sich auch (von links) Zweiter Bürgermeister Franz Zenker, Klaus Wolf und Fedor Pellmann nicht entgehen.
    Erika Rosenberg-Band (Zweite von rechts) berichtete in der Synagoge über die Dichterin Franziska Lachmann. Den Vortrag ließen sich auch (von links) Zweiter Bürgermeister Franz Zenker, Klaus Wolf und Fedor Pellmann nicht entgehen.Foto: Ralph Manhalter

    Das Heimweh spricht aus jedem Vers, den Franziska Lachmann am anderen Ende der Welt auf Papier niederschrieb. Es war eine erzwungene Emigration, wie deren so unendlich viele in den Jahren des Nationalsozialismus zu verzeichnen sind. Und es war ebenfalls in keiner Weise eine Sternstunde der Humanität, die Argentinien, ausgerechnet jenes, mit dem Hitlerregime sympathisierende Land, zur letzten Hoffnung für die Geflohenen werden ließ. Erika Rosenberg-Band ist eine ebenso dynamische wie liebenswürdige Frau. Das liege an ihrem südamerikanischen Temperament, so die Wissenschaftlerin und Buchautorin, die als Referentin in der Synagoge Ichenhausen über die 1874 in Hürben (heute Krumbach) geborene Franziska Lachmann berichtete.

    Rosenberg-Band, die regelmäßig zwischen Argentinien und Deutschland pendelt, hatte bereits mehrere Biografien, unter anderem über Emilie Schindler, der Gattin Oskar Schindlers, Che Guevara und Papst Franziskus verfasst, als sie durch einen befreundeten Studiendirektor von der Forschungsarbeit einer deutschen Schülerin hörte. Darin untersuchte Anna Schorer aus Fürstenfeldbruck die Lebens- und Emigrationsgeschichte der jüngeren Schwester der bekannten, jedoch bereits im Jahr 1918 verstorbenen Schriftstellerin Hedwig Lachmann.

    Entstammend einer konservativ-religiösen Familie – der Vater war Kantor in der israelitischen Gemeinde Hürben – entfloh Franziska diesem Milieu, indem sie sich zunächst in Berlin, zwischendurch in Mailand und dann wiederum in der Reichshauptstadt niederließ, wo sie ein freigeistiges, internationales Umfeld kennenlernte. Hier erfolgte auch die Heirat mit dem konfessionslosen Sozialreformer Adolf Otto und die Geburt ihrer beiden Töchter. Eine anfängliche Sympathie der Erzieherin Franziska Lachmann mit der Pädagogik der Maria Montessori erstarb, als sich diese zunehmend in rassistische Theorien verirrte. Aber auch über Deutschland zogen sich die giftigen Wolken einer mörderischen Ideologie zusammen.

    Weitere Themen