Dienstag, 5.Juni 8 Uhr morgens. Bereit stand ich schon vor der Tür und wollte zu einer Schule gehen, die mich als Referentin für die 9.10. und 11. Klasse des Gymnasiums eingeladen hatte. In einer Hand Laptop und Bücher in der anderen Tasche und Schlüsseln. Plötzlich piepste mein Handy. Die Stimme der Konrektorin klang sehr aufgeregt. Sie informierte mich, ich sollte später zur Schule kommen, denn schon wieder, das vierte mal innerhalb der letzten zwei Wochen rief jemand anonym an, wegen Bombenalarm. Die Bombenbrigade evakuierte die Schule und durchsuchte jede Ecke, ohne etwas zu finden. Gott sei Dank! Nach anderthalb Stunden kehrten die Schüler, bis dahin eilten sie auf einen nahgelegen Park, zurück. Chaos, Konfusion, Unsicherheit, Angst war unter den Schülern und Lehrern zu spüren.
Ich fing mit dem Vortrag an und versuchte mit aller meinen Kraft die schrecklichen Augenblicke der Evakuierung für eine Weile zu löschen. Es gelang mir halb. Viele hörten sich sehr interessiert meine Worte an. Andere schwebten in ihren Gedanken.
Zwei gute Stunden dauerte der Vortrag. Zwei gute Stunden befasst mit dem Thema Nationalsozialismus, Widerstand, Zivilcourage, Freiheit, Demokratie. . . Wie sehr vermisse ich alle diese Bezeichnungen und deren Bedeutung, wie sehr vermisse ich vieles hier in diesem wunderschönen Land Argentinien. Die Politiker labern und labern über unseren “Wohlstand” aber ich sehe immer mehr Straßenkinder, Obdachlose, Inflation, undurchsichtige Maßnahmen und Vorschriften, ständig wachsende Kriminalität. Im letzten März ereignete sich ein riesiger Bahnunfall, wobei über 500 Menschen ums Leben kamen, aber wer hatte die Schuld daran? Laut einem Minister: Wenn es an einem Feiertag geschehen wäre, hätte es weniger Tote gewesen. Dies erinnert mich an ein Werk von Franz Werfel “Nicht der Mörder ist schuldig, sondern der Ermordete”.
I am crying for you Argentina, I am crying, because you were a beatifull and lovely Country.
Beim Vortrag
Ein wunderschöner Blumenstrauß.
Der schmückt jetzt meine Wohnstube